Rechtsrock in Unterwasser SG
Dieser Thai-Koch organisierte das Nazi-Konzert

Er machte die wohl grösste Neonazi-Veranstaltung in der Schweizer Geschichte möglich: Der Rechtsradikale Matthias Melchner (29). Er ist Deutscher, lebt aber seit längerem in der Region.
Publiziert: 19.10.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:51 Uhr
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Wegen Waffenlager unterm Bett:Deutschem Neonazi droht Ausschaffung
Michael Sahli

Melchner wohnt in Rüti ZH, ist Koch und laut «Suedostschweiz» Mitbetreiber des einschlägig bekannten Tattoostudios Barbarossa in Jona SG.

Der Mann mit Millimeterschnitt und Ziegenbart mietete laut dem Gemeindepräsidenten Rolf Züllig die Halle in Unterwasser SG im Toggenburg. Den Ort, an dem bis zu 6000 Neonazis «abhitlerten», wie sie es auf Facebook nennen. Die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus hat Anzeige gegen Veranstalter und Bands eingereicht.

Melchner ist in der Region kein Unbekannter. Er arbeitete als Koch in verschiedenen Betrieben. Ehemalige Kollegen beschreiben ihn als zurückhaltenden Mann mit zwei Gesichtern: «Bei uns hat er thailändisch gekocht – ohne Murren.»

Zwar habe Melchner rechte Sprüche fallen lassen oder von seiner Sammlung verbotener Bücher aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs erzählt. Aber der Neo­nazi arbeitete problemlos mit ausländischen Arbeitskollegen zusammen. Die Kündigung kam trotzdem, «auch wegen seiner Gesinnung», wie es heisst.

«Früher mussten wir uns noch in Waldhütten verkriechen»

An seinem früheren Arbeitsort hat man seit Monaten nichts mehr von Matthias Melchner gehört. «Bis die Polizei kam», sagt ein Angestellter, «und sich erkundigte, ob er vielleicht über uns eine Halle gemietet habe. Jetzt verstehen wir, warum.» Welche Funktion Matthias Melchner im Nazi-Netzwerk hat, bleibt unklar. Gegenüber BLICK wollte Melchner keine Stellung nehmen.

Im Internet sind die Neonazis offener. «Früher mussten wir uns noch in Waldhütten verkriechen», schreibt einer. Und: «Was muss es für ein erhabenes Gefühl gewesen sein, wenn 5000 Kameraden den Liedtext von ‹Sieg› mit dem strammen Recken des Arms zu Ende führen.» Anrufer auf der Info-Hotline der Neonazis begrüsst eine Computerstimme mit «Heil Kameraden».

Die Rechtsradikalen wittern Morgenluft. Laut einem Flyer, der in der Szene kursiert, findet am Samstag in Rapperswil SG das nächste Treffen statt.

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