Mitte Oktober feierten bis zu 6000 Neonazis in Unterwasser SG ein düsteres Fest. Die Polizei musste tatenlos zuschauen.
Angeblicher Balladenabend
Nur eine Woche später fand ein Balladenabend von Rechtsextremen in Kaltbrunn SG statt. Die Polizei stellte einen deutschen Rechtsrock-Sänger zusammen mit einem Kumpanen zwar an die Grenze. Aber erst, nachdem dieser einige seiner angeblichen Balladen zum Besten gegeben hatte.
Und dieses Wochenende spielen die Rechtsextremen richtiggehend Katz und Maus mit den Walliser Behörden und verschieben den Treffpunkt einfach um ein paar Kilometer nach rechts – ins nächstbeste Dorf. Warum tut sich unsere Polizei so schwer mit Extremisten?
Strohmänner, übertölpelte Wirte und verschiedene Veranstaltungsorte
Extremismus-Experte Samuel Althof: «Es gibt eine ganze Reihe von Tricks, eine Veranstaltung verdeckt zu planen.» Einerseits werden Veranstaltungsorte unter falschem Vorwand von unauffälligen Strohmännern gebucht. Die genaue Lokalität bleibt bis zum letzten Moment im Dunkeln. «Auf den Flyern ist nur eine Region oder ein Grossraum angegeben.»
Auch der technische Fortschritt spielt den Extremisten in die Hände: «Es gibt dermassen viele Kommunikationskanäle – und die Planer solcher Veranstaltungen haben viel Fantasie.»
Katz-und-Maus-Spiel für Erwachsene
Für Althof dient dieses Katz-und-Maus-Spiel für Erwachsene vor allem dazu, neue Mitglieder anzuwerben. «Wenn man die Polizei übertölpeln kann, wirkt das dem Verliererimage natürlich entgegen.»
Allein das Stattfinden eines Treffs werde so zur Erfolgsmeldung – unabhängig vom Inhalt. Althofs Fazit: «Das ist eine Lausbuberei, jedoch nicht ohne Folgen für das Vertrauen der Bevölkerung in die öffentliche Sicherheit.»