Rechte lassen die Polizei alt aussehen
Die faulen Tricks der Rechtsextremen

Unterwasser SG, Kaltbrunn SG, Saxon VS: Die Rechtsextremen führen die Polizei regelmässig vor. Wie schaffen sie es immer wieder, trotzdem zu ihren Treffen zu kommen?
Publiziert: 07.11.2016 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:10 Uhr
St. Gallen verbietet Neonazi-Veranstaltungen
0:33
Nazi-Video:St. Gallen verbietet Neonazi-Veranstaltungen
Michael Sahli

Mitte Oktober feierten bis zu 6000 Neonazis in Unterwasser SG ein düsteres Fest. Die Polizei musste tatenlos zuschauen.

Angeblicher Balladenabend

Nur eine Woche später fand ein Balladenabend von Rechtsextremen in Kaltbrunn SG statt. Die Polizei stellte einen deutschen Rechtsrock-Sänger zusammen mit einem Kumpanen zwar an die Grenze. Aber erst, nachdem dieser einige seiner angeblichen Balladen zum Besten gegeben hatte.

Und dieses Wochenende spielen die Rechtsextremen richtiggehend Katz und Maus mit den Walliser Behörden und verschieben den Treffpunkt einfach um ein paar Kilometer nach rechts – ins nächstbeste Dorf. Warum tut sich unsere Polizei so schwer mit Extremisten?

Restaurant Löwen in Kaltbrunn SG: Die Rechtsextremen treffen sich zu dem, was sie einen Balladenabend nennen.

Strohmänner, übertölpelte Wirte und verschiedene Veranstaltungsorte 

Extremismus-Experte Samuel Althof: «Es gibt eine ganze Reihe von Tricks, eine Veranstaltung verdeckt zu planen.» Einerseits werden Veranstaltungsorte unter falschem Vorwand von unauffälligen Strohmännern gebucht. Die genaue Lokalität bleibt bis zum letzten Moment im Dunkeln. «Auf den Flyern ist nur eine Region oder ein Grossraum angegeben.»

Auch der technische Fortschritt spielt den Extremisten in die Hände: «Es gibt dermassen viele Kommunikationskanäle – und die Planer solcher Veranstaltungen haben viel Fantasie.»

Unterwasser SG: Gegen 6000 Neonazis feiern im Toggenburg das bislang grösste rechtsextreme Konzert in der Schweiz.

Katz-und-Maus-Spiel für Erwachsene

Für Althof dient dieses Katz-und-Maus-Spiel für Erwachsene vor allem dazu, neue Mitglieder anzuwerben. «Wenn man die Polizei übertölpeln kann, wirkt das dem Verliererimage natürlich entgegen.»

Allein das Stattfinden eines Treffs werde so zur Erfolgsmeldung – unabhängig vom Inhalt. Althofs Fazit: «Das ist eine Lausbuberei, jedoch nicht ohne Folgen für das Vertrauen der Bevölkerung in die öffentliche Sicherheit.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?