Es ist ein Brief der Aargauer Staatsanwaltschaft, der belegt, wie verzweifelt die Ermittler beim Vierfach-Mord von Rupperswil AG nach den Tätern suchen. Im Schreiben, das BLICK vorliegt, werden Verdächtige aufgefordert, ihre DNA abzugeben.
Einer, der den Brief mit Poststempel vom Montag bekam, ist Costantino R.* (20). Er wohnt in der Strasse, in der am 21. Dezember 2015 Carla Schauer († 48), ihre Söhne Davin (†13) und Dion (†19) sowie dessen Freundin Simona Fäs (†21) getötet wurden.
«Ich kann nicht fassen, dass die Polizei meinen Sohn als Mehrfach-Mörder verdächtigt. So etwas würde er nie tun», sagte Maria R.* (53) gestern verzweifelt zu BLICK. Sie spricht für ihren Sohn. Denn er leidet seit seinem achten Lebensjahr am Tourette-Syndrom (eine nervliche Erkrankung genetischen Ursprungs). «Und jetzt noch viel mehr.» Denn, so die Mutter: «Die Polizei kam schon kurz nach der Tat bei uns vorbei. Costantino wurde wohl von jemandem angeschwärzt, weil er als Schüler mal einen Container angezündet hatte.»
Die Polizei habe daraufhin wissen wollen, wo ihr Sohn zur Tatzeit war. «Als ich an jenem Morgen zur Arbeit ging, war Costantino noch im Bett. Er hatte Ferien. Mein Mann war auch daheim. Nach dem Aufstehen gingen sie zusammen auf die Post», so die Putzfrau.
Als sie zurückkamen, seien schon die Einsatzkräfte vor Ort gewesen. Maria R. kämpft mit den Tränen. «Wir mussten der Polizei das gelbe Einzahlungsbüchli zeigen, um zu beweisen, dass mein Mann und Costantino auch wirklich auf der Post waren. Und jetzt noch diese Einladung. Mein Sohn und auch ich, wir leiden darunter.»
Aber Maria R. zeigt auch Verständnis. «Ich weiss, dass die Polizei Leute überprüfen muss, die mit der Familie Schauer zu tun hatten.» Sie gibt zu: «Auch ich und Costantino kannten sie. Mein Sohn ging mit Dion in die Primarschule und war auch mal in deren Haus.»
Dort hat die Polizei auch tatsächlich DNA-Spuren gefunden, die zur Täterschaft passen könnten. Auch verdächtige Fingerabdrücke konnten sichergestellt werden. Nur: Zu wem passen die Spuren? Das wird nun überprüft. Sicher ist: In der nationalen und ausländischen DNA-Datenbank von Straftätern gab es keinen Treffer.
«Wir hoffen hier natürlich alle, dass die Polizei die Täter findet. Wenn auch nur mit diesen Briefen», so Maria R. Das Allerschlimmste sei: «Die ständige Angst, dass die Mörder plötzlich wieder hier im Quartier auftauchen könnten.»
* Name der Redaktion bekannt