Wer aus einem Risikoland in die Schweiz zurückkehrt, muss umgehend in Quarantäne und sich innert zwei Tagen bei der Gesundheitsdirektion melden. Das tun aber längst nicht alle. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) muss sich nach eigenen Angaben dabei oft auf den guten Willen der Bürger und auf mögliche Denunziationen durch Dritte verlassen.
Für den Kanton Zürich nicht genug: Die Flughafenpolizei hat deshalb eine Verfahren entwickelt, um die betroffenen Menschen schnellstmöglich zu finden – jedoch nur diejenigen mit Wohnsitz im Kanton Zürich. «Der Kanton hat die Initiative ergriffen», sagte Regierungsrat Mario Fehr am Mittwochnachmittag an einer Medienkonferenz am Flughafen Zürich. Nur nur so könne die Bevölkerung wirksam geschützt werden. Und: «Der Kanton will glaubwürdig sein», sagte Fehr.
Bei Missachtung Meldung an die Polizei
Polizeibeamte holen nun bei der Fluggesellschaft oder deren Abfertiger die Kontaktformulare ab, die jeder betroffene Passagier ausfüllen muss. Elektronisch erfasst werden dann die im Kanton Zürich wohnhaften Rückkehrer. Diese Daten werden anschliessend ans Contact-Tracing-Team der Gesundheitsdirektion übermittelt.
Wenn es Hinweise auf eine Missachtung der Melde- und Quarantänepflicht gibt, erfolgt durch das Contact-Tracing eine Meldung an die Polizei. Und: Wenn sich dann herausstellt, dass die Quarantäne- oder Meldepflicht nicht befolgt wird, droht eine Verzeigung an das Statthalteramt sowie Bussen von bis zu 10'000 Franken!
«Würden auch anderen Kantonen helfen»
Momentan werden nur Zürcherinnen und Zürcher bei der Rückkehr am Flughafen überprüft. «Der Kanton Zürich würde auch dabei helfen, Personen aus anderen Kantonen rauszufiltern», sagte Oberst Bruno Keller, Leiter Sonderstab und Kommandant Kantonspolizei Zürich, an der Medienkonferenz. Das könne der Kanton Zürich aber nicht von sich aus entscheiden.
Laut Polizeichef Keller sind bisher 8600 Personen aus Risikoländern in Zürich angekommen, davon wohnen etwa 15 Prozent im Kanton. Aktuell treffen aus diesen Ländern um die zehn Maschinen am Tag ein.
94 Prozent aus dem Balkan
Leutnant Nicole Beck, Chefin Grenzabteilung der Flughafenpolizei, sagte an der Medienkonferenz: «Der grösste Teil der betroffenen Rückkehrer kommt aus Balkanländern.» Auch im Kanton Aargau zeigt sich ein ähnliches Bild, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt.
Fast 4000 Aargauerinnen und Aargauer haben sich per Formular beim Kanton gemeldet und ihre Einreise angegeben – von diesen sind die allermeisten aus dem Balkan zurückgekehrt – fast 94 Prozent! Fast 3700 Reisende waren in Serbien, Montenegro, Kosovo, Nordmazedonien oder Bosnien Herzegowina. Von den restlichen rund 300 stammen 90 aus den USA, die anderen verteilen sich auf den Rest der Welt.
Einer von knapp hundert Einreisenden ist infiziert
Ob sie wirklich in Quarantäne sind, wird per Stichprobe vom Kanton kontrolliert. Dazu verfügt dieser über Passagierlisten von Flug- und Busunternehmen. Der Kanton Aargau hat ausserdem Daten zu den Reisemitteln publiziert. So sind über 2000 Personen mit dem Flugzeug eingereist, rund 1500 mit dem Auto, der Rest mit dem Bus oder Zug.
Gesund waren nicht alle, die zurückgekommen sind. Von den 4000 Personen in Quarantäne wurden 48 bestätigte Coronafälle gemeldet. Wie die «Aargauer Zeitung» ausrechnet: Einer von knapp hundert Einreisenden aus einem Risikoland bringt das Virus mit nach Hause. (neo/bra)