Psychotherapie
Psychotherapeuten fordern Aufnahme in die Grundversicherung

Psychotherapeuten möchten seit längerem ihre Leistungen direkt über die Grundversicherung der Krankenkasse abrechnen können. Am Freitag haben sie Bundesrat Alain Berset über 3600 Briefe überbracht, in denen sie ein "Ende der Diskriminierung" fordern.
Publiziert: 16.11.2018 um 12:59 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2018 um 12:00 Uhr
Mit Weckern versuchten Psychotherapeutinnen und -therapeuten am Freitag in Bern Gesundheitsminister Alain Berset an dessen Departementssitz symbolisch aufzuwecken. Zusammen mit drei Berufsverbänden forderten sie ein Ende der Diskriminierung ihres Berufsstands.
Foto: Therese Hänni, sda

"Ich bin kein ärztliches Hilfspersonal" war auf dem T-Shirt eines Therapeuten aufgedruckt, der mit rund 50 Berufskolleginnen und -kollegen die Briefe beim Eidgenössischen Departement des Innern in Bern ablieferte. Mit schrillenden Weckern versuchten die Teilnehmenden der Aktion Gesundheitsminister Alain Berset symbolisch aufzuwecken.

Konkret geht es darum, dass Psychotherapeutinnen und -therapeuten ihre Leistungen heute nur über die Grundversicherung abrechnen können, wenn diese unter ärztlicher Aufsicht erbracht werden. Dies empfinden sie als Diskriminierung ihres Berufsstands.

In den über 3600 Briefen legen die Therapeutinnen und Therapeuten ihre Qualifikation zur selbständigen Ausübung ihres Berufs dar. Nach ihrem Masterstudium in Psychologie absolvierten sie eine mindestens fünfjährige postgraduale Weiterbildung, "um danach als Hilfskräfte in Arztpraxen angestellt zu werden", kritisieren die drei hinter der Briefaktion stehenden Berufsverbände in einer Mitteilung vom Freitag.

Eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutinnen und -therapeuten seien vom Gesetz her ermächtigt, Psychotherapie in eigener fachlicher Verantwortung auszuüben. Auf Seiten der Krankenversicherung schlage sich dies bis heute nicht in den Ansätzen nieder, monieren die Verbände.

"Das heutige Delegationssystem ist unwürdig. Es war als befristete Übergangslösung gedacht", wird Yvik Adler, Co-Präsidentin der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) in einer Mitteilung vom Freitag zitiert.

Der FSP und zwei weitere Berufsverbände, die hinter der Briefaktion stehen, fordern seit längerem einen Wechsel vom Delegations- und Anordnungsmodell. "Faire Arbeitsbedingungen gewährleisten auch eine gute Behandlungsqualität", ergänzte Gabriela Rüttimann, Präsidentin der Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP).

Es dürfe nicht sein, dass immer mehr ausländische Ärztinnen und Ärzte die Nachwuchsprobleme bei den Psychiatern kompensierten, "während im Inland genügend bestausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen", zeigte sich Christoph Adrian Schneiter, Präsident des Schweizerischen Berufsverbandes für Angewandte Psychologie (SBAP) überzeugt.

Das heutige System ist nach Ansicht der Berufsverbände aber nicht nur negativ für die Leistungserbringer. Vielmehr schaffe es auch Hürden im Zugang zur Versorgung für psychisch Kranke. Dies führe zu langen Wartelisten. Dieser Missstand müsse rasch korrigiert werden, denn nicht behandelte psychische Störungen belasteten unter anderem auch das Sozialsystem.

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