Spätestens seit den Morden in Grenchen SO im Jahr 2009 sind sie berüchtigt: Schenkkreise, die ihren Teilnehmern viel Geld und garantierte Gewinne ohne Risiko versprechen. Dass es sich dabei um eine Betrugsmasche handelt, bei dem nur die Gründer der Schenkkreise abkassieren, ist weitläufig bekannt.
Emotionen vernebeln den Verstand
Warum nur? Für Thomas Steiner, Fachpsychologe für Psychotherapie, ist klar: «Wer in einen Schenkkreis investiert, tut das in der Hoffnung, Profit daraus ziehen zu können. Hoffnung ist eine Emotion. Und in der Psychologie weiss man: Emotionen können die Vernunft ausschalten.»
Man müsse aber schon eine Veranlagung zu besonders risikoreichem Verhalten haben, wenn man sich heute noch einem Schenkkreis anschliesse, glaubt Steiner. «Man hofft vielleicht, dass viele andere Mitglieder naiv genug sind, einzuzahlen – oder dass man noch schnell in der Hierarchie aufsteigen kann, um abzukassieren, ehe das System in sich zusammenfällt.» In so einem Fall werde man dann aber zum Mittäter, weil man wie der Gründer eines solchen Schenkkreises auf die Naivität der anderen setzte.
Betrüger kennen Psycho-Tricks
Besonders anfällig auf irrwitzige Rendite-Versprechen sind aber auch Menschen in finanzieller Notlage. «Die nehmen dann ihr letztes Erspartes und investieren es in ihrer Verzweiflung in einen Schenkkreis. In der Hoffnung auf den finanziellen Befreiungsschlag. Hier spielt dann die Angst vor dem Ruin eine grosse Rolle», sagt Steiner. Gerade Angst sei neben der Liebe jene Emotion, welche die Vernunft besonders schnell ausschalten könne. Betrüger wissen das nur zu genau.
Wirtschaftspsychologe Christian Fichter pflichtet hier seinem Berufskollegen bei. «Betrüger, die Schenkkreise gründen, versuchen mit Psycho-Tricks, Menschen dazu zu bringen, wider die Vernunft Geld zu investieren», sagt er.
Schenkkreise bekommen von den Betrügern verklausulierte Fantasienamen
Immerhin: Fichter glaubt, dass die Berichterstattung in Zeitungen und Warnungen von Experten und Behörden es den Betrügern erschwerten, Opfer zu finden. «Man wird misstrauischer. Dennoch finden Betrüger auch heute noch Menschen, die in Schenkkreise investieren.» Auch weil «Schenkkreise von Betrügern nie als solche bezeichnet werden».
Wie im Fall von Werner W.* (69). Dieser nannte seinen Schenkkreis einfach ein «Personen-Finanzierungsprojekt». Mindestens 13 Personen (darunter auch der Urner Güggeli-König Hans Imholz) haben ihm vertraut – und wurden insgesamt um 315'000 Franken betrogen. Der Prozess dazu soll im kommenden Jahr stattfinden.
* Name bekannt