Im Internet markiert der Bomben-Bubi S. B.* den Mann von Welt. Er geht mit einer goldenen Kalaschnikow auf die Jagd, trinkt Cocktails in Monaco und kreuzt mit seiner deutschen Freundin (18) im Luxusschlitten durch die Strassen. Der 16-Jährige ist nicht der einzige Teenie, der online gern auf dicke Hose macht.
Erst Anfang des Monats sorgte die Aarauer Girlie-Gang für Kopfschütteln. Sara A.* (14) und ihre Freundinnen hatten den demenzkranken Rentner H. G.* (75) eiskalt ausgenommen. Insgesamt sollen sie dem pensionierten Ingenieur mindestens 300 000 Franken aus der Tasche gezogen haben. Mit ihrem Luxusleben prahlten die Bling-Bling-Girls auf Facebook (BLICK berichtete).
Der Basler Bomben-Bubi und die Aarauer Girlie-Gang lieben den ganz grossen Auftritt. Und sie haben noch mehr gemeinsam: Alle kommen aus einfachsten Verhältnissen. Das Luxusleben kennen sie nur aus dem Fernsehen.
Und genau da liegt das Problem, weiss Jugendpsychiater Oliver Bilke-Hentsch (49). Er sagt: «Im normalen Leben bekommen diese Jugendlichen wenig Reaktionen aus ihrem Umfeld. Sie sind schlecht in der Schule, die Eltern kümmern sich nicht um sie. Virtuell erreichen sie durch ihre Bilder einen hohen Status.» Ein Phänomen, das sich erst in den letzten Jahren entwickelt hat. Der Grund klingt simpel: «In unserer heutigen Casting-Gesellschaft ist es so einfach geworden, sich selbst darzustellen. Früher war das nicht so einfach möglich, weil es keine sozialen Medien gab.»
Im normalen Leben sind sie meist isoliert. Im Internet können die Teenies ihr Geltungsbedürfnis so richtig ausleben, und genau das gefällt ihnen. «Das ist wie ein Rausch», sagt der Experte. Und weiter: «Likes sind ihre Belohnung, die sie immer wieder dazu verführen, neue Dinge zu posten.»
Der Psychiater geht noch einen Schritt weiter: «Manche Jugendliche werden sogar kriminell, um schnell zu bestimmten Zielen zu kommen, die ihrer Meinung nach erstrebenswert sind. Diese dann auch noch zu posten, gibt ihnen den Kick.»