Wer tötete IV-Rentner Peter Gubler (†53)? Und weshalb? Diese Fragen haben dem Kanton Thurgau nicht nur den grössten Justizfall aller Zeiten, sondern auch etliche Skandale eingebrockt. Das Verfahren gegen die Kümmertshausen-Bande wird von Misstönen überschattet. Die verfahrensleitenden Staatsanwälte Andreas Zuber und Linda S.* wurden vom Bundesgericht 2015 abgesetzt, weil sie «zahlreiche und teilweise krasse Verfahrensfehler begangen» haben. Die Ermittler hatten den ihnen «unbequemen» Verteidiger des Angeklagten Demir M.* (53) kurzerhand ersetzt.
Der Kronzeuge bleibt im Visier
Dazu kommt die dubiose Rolle von Kronzeuge Yilmaz B.* (38). Der Kurde lieferte der Staatsanwaltschaft belastende Aussagen und Motive im Tötungsdelikt. Beim Prozessauftakt im März wird klar: Die beiden geschassten Staatsanwälte hatten sich über neun Stunden mit B. unterhalten. Ausserhalb des Protokolls und abseits laufender Kameras. Nur dank der Honorarnote seines Verteidigers kann der Geheimdeal später nachgewiesen werden. Pikant: Die belastenden Aussagen machte Yilmaz B. kurz nach den heimlichen Gesprächen mit der Staatsanwaltschaft.
Der rätselhafte Geheimdeal
Fest steht, dass am Tattag im November 2010 mehrere Fahrten zur Wohnung des toten Rentners stattfanden. Und B., der Kronzeuge, könnte nach Auffassung des Bezirksgerichts von Kreuzlingen TG selbst der Haupttäter sein! Liessen sich die Beamten also mit einem der Täter auf einen Deal ein, um dafür andere hinter Gitter bringen zu können? In den Akten finden sich etliche Hinweise, welche eine Beteiligung von B. an der Tat zumindest möglich erscheinen lassen.
Mittäter packt gegen Yilmaz B. aus
In der Türkei sitzt momentan Nurullah D.* (39) in Untersuchungshaft. Er ist der Einzige der Täter, dessen DNA in der Wohnung des Opfers sichergestellt werden konnte. Weil sein Arm verkrüpelt ist, kommt er als Haupttäter kaum in Betracht. Anfang Jahr belastet er den Kronzeugen schwer: «Yilmaz B. und eine Person, deren Namen ich nicht kenne, haben Peter Gubler angegriffen!» Dazu kommt: Während alle Verdächtigen mittels Handyortung zweifelsfrei lokalisiert werden konnten, bleibt der genaue Aufenthaltsort von B. zur Tatzeit bis heute unklar. Er ist der Einzige, der sein Telefon vor der Tat ausgeschaltet hatte.
Ein Mammut-Prozess auf wackeligem Fundament
Die Aussagen mehrerer anderer Zeugen erwiesen sich im Nachhinein als wahr. Die Staatsanwaltschaft schenkte ihnen aber kaum glauben, weil sie sich auf den Kronzeugen verliess. Und es dürfte weitere Anträge hageln, weil der Verdacht besteht, dass etliche Übersetzungen fehlerhaft sein könnten. Der Fall Kümmertshausen steht auf äusserst wackligen Beinen und könnte für die Steuerzahler zum Millionengrab werden.
* Namen der Redaktion bekannt
Im November 2010 überfallen Mitglieder einer türkisch-kurdischen Drogen- und Schleuserbande IV-Rentner Peter Gubler (†53). Sie überwältigen, knebeln und fesseln ihn. Letztlich erstickt der Mann an einer Kapuzenjacke in seinem Mund. Seit März müssen sich 14 Angeklagte wegen verschiedenster Delikte vor dem Bezirksgericht Kreuzlingen TG verantworten. Über 100 Verhandlungstage sind vorgesehen. Boss Mustafa N.* (47), in der Schweiz offiziell als Asylbewerber gemeldet, soll an Hunderten Menschenschleusungen beteiligt gewesen sein.
Im November 2010 überfallen Mitglieder einer türkisch-kurdischen Drogen- und Schleuserbande IV-Rentner Peter Gubler (†53). Sie überwältigen, knebeln und fesseln ihn. Letztlich erstickt der Mann an einer Kapuzenjacke in seinem Mund. Seit März müssen sich 14 Angeklagte wegen verschiedenster Delikte vor dem Bezirksgericht Kreuzlingen TG verantworten. Über 100 Verhandlungstage sind vorgesehen. Boss Mustafa N.* (47), in der Schweiz offiziell als Asylbewerber gemeldet, soll an Hunderten Menschenschleusungen beteiligt gewesen sein.
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