Die Dame mit dem Pelzmantel, der Sonnenbrille und dem nur vage schätzbaren Alter erlebt gerade ein völlig neues Gefühl. Für einmal gehört Monique Steiner-Worth nicht dazu. Selbst sie, die seit über 30 Jahren nach St. Moritz GR kommt, am Suvrettahang wohnt und dem Gemeindepräsidenten selbstverständlich ein Küsschen entlockt, steht vor verschlossener Türe. «Ich wäre da schon gerne reingegangen», sagt sie. «Nur schon, um zu sehen, wie die das dekorieren.»
News von der Mega-Party in St. Moritz lesen Sie in unserem Ticker!
Die, das sind jene superreichen Inder, die mit ihrer Party an diesem Wochenende alles bisher Dagewesene in St. Moritz übertrumpfen wollen. Kein leichtes Unterfangen, wenn der Ort selbst schon Luxus schlechthin verkörpert. Bräutigam Akash Ambani (28) und Braut Shloka Mehta (28) müssen also mit der grossen Kelle anrichten, um ihren dreitägigen Polterabend gebührend zu feiern und ihre 850 Gäste bleibend zu beeindrucken. Und das sieht dann aus wie im Zirkus.
Die Bauarbeiter reden alle englisch
Dort, wo sonst der Knie gastiert, auf der Zirkuswiese neben dem See, liessen sich die «Maharadschas» einen Jahrmarkt aufstellen, mit allem Pipapo: ein Festzelt, so hoch wie ein fünfstöckiges Haus, eine dazugehörige Glaskuppel, Riesenrad, Fahrgeschäfte, Marktbuden, Rutschbahn. Noch wird aufgebaut, bärtige englische Bauarbeiter schreien einander Befehle zu, Kompanien von Sicherheitsleuten patrouillieren ums Gelände. Kaum ist ein Sattelschlepper durchs Tor gerollt, wird dieses wieder zugesperrt, als ob gleich der Teufel reinwollte.
Bei den Zaungästen vor der Absperrung erfährt man viel darüber, wie die Welt von heute funktioniert. Die Glaskuppel leuchtet weithin, in echt und medial, und das empfinden viele hier als Gewinn. So auch Gemeindepräsident und Entertainer Christian Jott Jenny, der nun in auberginefarbenem Anzug und weissen Turnschuhen über das matschige Gelände trippelt. Werbung sei das, auch wenn die Gemeinde kaum etwas daran verdiene, meint er.
Machtkampf zwischen altem und neuem Geld
Tatsächlich lautet die Währung heutzutage so: Wenn die reichsten Inder ein Foto ins Netz stellen, wie sie in St. Moritz Party feiern, interessiert sich die halbe Welt dafür. Es könnte zeigen, dass in St. Moritz noch etwas Magisches passieren kann und es nicht zu Ende ist mit dem Glamour. Das konnte man ja vielfach hören.
Dem Ort drohe die Vergreisung, Entzauberung, Langeweile. Die Besuche des Schahs und die Zeiten von Playboy Gunter Sachs sind ewig her. Mit dem Ende des Bankgeheimnisses fiel eine weitere Klientel weg. Dann marschierten auch noch die neureichen Russen ein.
Die Inder dagegen mit ihrem märchenhaften Reichtum, ihrer Jugend, ihrem Netzwerk, sind womöglich die Zukunft. Sie könnten eine neue Jetsetklientel aus Asien ins Engadin bringen. «Happy landing», sagt Monique Steiner-Worth stellvertretend für die alte Garde. Sie hat genug gesehen. In St. Moritz läuft stets auch ein Machtkampf zwischen altem und neuem Geld.
Anwohner fragen sich: Wer hat abkassiert?
Spricht man mit Anwohnern, schwirren irre Summen durch die Luft: 300'000 Franken koste allein das Heizöl für das Festzelt, bezahlt worden sei in bar. Alle Bauarbeiter würden täglich für 14'000 Franken im Restaurant Laudinella essen. Seit Wochen. Noch eine Zahl würde die Anwohner brennend interessieren. Wegen des Lärms und Drecks machten viele von ihnen eine Einsprache gegen das Bollywood-Wunderland. Sie schafften es sogar, einen Baustopp zu bewirken. Der Maharadscha habe dann aber in die Schatulle gegriffen. Und ein paar Stunden später seien die Arbeiten weiter gegangen. Wer also kassierte ab, fragt sich die Nachbarschaft.
Die Festgesellschaft bekommt von all dem nichts mit. Untergebracht in vier Nobelhotels, führt sie ein diskretes Dasein. Vom Privatjet gehts direkt von der Rollbahn mit Limousinen weiter ins Hotel. In den Lobbys lungern die eingeflogenen Bediensteten herum, bewaffnet mit allerlei Listen und Zeitplänen für die Fete.
Bodyguards schieben die Inder in Limousinen
Die Herrschaften selber bleiben am liebsten in ihren Suiten. Einmal schlurft ein Inder in kurzen Hosen und Badelatschen im Hotel Kempinski die Treppe hoch. Wer so gekleidet ist, muss wohl wichtig sein. Leichte Anspannung herrscht kurze Zeit später in der Lobbybar. Neben dem Kamin ist eigens ein Tisch für das Brautpaar reserviert. Möglichst unauffällig lauern grimmige Bodyguards ums Tischchen herum. Irgendwann wird aber das «Réservé»-Täfelchen diskret weggeräumt. Heute kommen die beiden nicht mehr.
Zu später Stunde marschiert eine Gruppe heiterer Inder grölend durch die Kempinski-Lobby, draussen beginnen sie eine Schneeballschlacht. Ein seltener Moment der Nähe. «One billion», krakeelt einer dieser Halbstarken. Er trägt eine Art Felljacke, die ihm knapp zum Bauchnabel reicht. Eine Milliarde würde die Familie für Hochzeit und Drumherum ausgeben. Als man ihm nicht glaubt, wird das Bürschchen patzig: «Ambani! Google mal die Familie!», mault er auf Englisch.
Das ist jetzt viel zu viel Konversation, finden die Bodyguards. Ein bulliger Ostblock-Typ mit Knopf im Ohr grunzt etwas Unverständliches. Und schiebt die Inder behutsam, aber bestimmt in eine Limousine. Wie eine Mutter, die ihre Kinder vor den Gefahren der Welt abschirmt.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.