Eine nervenaufreibende Rettungsaktion spielte sich in der Nacht auf Sonntag im Val S-charl bei Scuol GR ab: Fünfzehn Personen sassen dort nach heftigen Regenfällen in ihren Fahrzeugen auf verschütteten Strassen fest. An einem Seil hängend wurden dreizehn von ihnen mit einem Helikopter aus dem Tal gebracht. Unter den Evakuierten waren auch zwei Kinder, wie die Kantonspolizei Graubünden am Sonntag mitteilte.
Zwei weitere Personen mussten die Nacht in ihrem Auto in einer Galerie verbringen. Verletzt worden sei niemand, die Evakuierten seien aber zur Kontrolle ins Spital Scuol gebracht worden. Die rund 50 Personen die sich noch im Val S-charl befinden sollten im Laufe des Sonntags ebenfalls per Helikopter evakuiert werden. Das gesamte Tal wurde bis auf weiteres gesperrt.
Zeltlager in Engelberg geräumt
Zu einer Evakuierungsaktion kam es am Samstagabend auch in Engelberg OW: Dort musste nach einem heftigen Gewitter ein Zeltlager seinen Platz räumen. Personen seien keine zu Schaden gekommen, teilte der Gemeindeführungsstab in der Nacht auf Sonntag mit.
Die Teilnehmer des Zeltlagers aus dem Kanton Schwyz hätten vorübergehend bei einer Bauernfamilie Unterschlupf gefunden, hiess es. Die Eltern seien noch am Abend durch die Lagerleitung orientiert worden. Sie hätten ihre Kinder unverletzt in Engelberg abholen können.
Ausserdem wurden Teile des Golfplatzes in Engelberg überflutet und mit Geröll zugedeckt. Er bleibt vorerst geschlossen. Vom Unwetter betroffen war auch das «Winnetou» Freilichtspiel. Zur Wahrung der Sicherheit der Besucher und Mitwirkenden und weil die Naturbühne nicht bespielbar war, habe die Aufführung nicht stattfinden können.
Andernorts in der Innerschweiz regnete es in der Nacht auf Sonntag aber kaum, wie Felix Blumer von SRF Meteo auf Anfrage sagte. Für das Unwetter in Engelberg sei eine extrem lokale Gewitterzelle am Rand der Gemeinde verantwortlich gewesen. Sogar die Messstation in Engelberg selbst habe nur geringe Regenmengen verzeichnet.
Fussballspiel abgebrochen
Viel Regen gab es allerdings im Tessin und in Graubünden. Nach Angaben von SRF Meteo fielen in Lugano TI innert kürzester Zeit 34 Millimeter Regen. Das war zu viel für den Rasen im Fussballstadion: Das Super League-Spiel zwischen Lugano und St. Gallen musste abgebrochen werden. Auch sonst habe es im südlichen Tessin grosse Regenmengen gegeben. In Stabio bei Chiasso wurden 27,5 Millimeter Regen gemessen.
Am Flüelapass führte der heftige Regen zu einem Erdrutsch. Die Beifahrerin eines Motorradfahrers wurde dabei leicht verletzt: Ein herunterfallender Stein traf sie an der Schulter. Sie wurde von Drittpersonen ins Spital Davos gebracht, wie die Bündner Kantonspolizei mitteilte. Die Passtrasse blieb bis am frühen Sonntagmorgen geschlossen.
Autos durch Schlamm leicht beschädigt
Zu Verkehrsbehinderungen wegen heftiger Gewitter kam es auch an der Ofenpassstrasse sowie im Bergell. Dort wurden laut SRF Meteo 22,6 Millimeter Regen verzeichnet. Allerdings müsse aufgrund der Schäden davon ausgegangen werden, dass lokal noch deutlich grössere Regenmengen niedergingen. Verletzte gab es keine, allerdings wurden laut Kantonspolizei parkierte Autos durch Schlamm und Geröll leicht beschädigt.
Betroffen war auch der Bahnverkehr der Rhätischen Bahn im Kanton Graubünden. Die Strecken zwischen Saas und Klosters Dorf, Tiefencastel und Thusis, sowie Langwies und Litzirüti waren am Sonntag wegen dem Unwetter für längere Zeit unterbrochen.
Wetterlage bleibt explosiv
Die Situation dürfte sich - zumindest wettermässig - vorerst nicht entschärfen. SRF Meteo erwartet für die nächsten Tage sehr warme Temperaturen und weitere Gewitter: Die Wetterlage bleibe «explosiv".
Am Sonntagabend wurde die Stadt Chur von einem schweren Unwetter heimgesucht, wie die Behörden mitteilten.
Sicherheitskräfte rückten wegen überfluteter Keller, Strassen und Unterführungen, sowie wegen eines umgestürzten Baumes aus. Auf dem Streckennetz der Rhätischen Bahn waren mehrere Abschnitte unterbrochen. Zudem fiel ein Baum auf eine Stromleitung, und ein Teil einer sich im Bau befindlichen Strasse wurde weggespült. Personen kamen nicht zu Schaden.
Nebst der Stadtpolizei standen die Feuerwehr Chur mit rund zwölf Personen, die Industriellen Betriebe und die Werkbetriebe der Stadt sowie eine Sicherheitsfirma im Einsatz. (SDA/man)
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