Problembub Boris in der Psychiatrie
Jetzt schlägt auch der Lehrerverband Alarm!

Seit Anfang Jahr ist Boris* (12) in der Psychiatrie UPK Basel untergebracht. Zusammen mit Straftätern, was problematisch genug ist. Jetzt schlägt auch der Lehrerverband Alarm.
Publiziert: 21.06.2017 um 22:03 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:45 Uhr
Boris* soll endlich wieder in die Schule gehen, findet Mutter Tatsiana Zahner.
Foto: Toini Lindroos
Lea Gnos

Endstation Psychiatrie: Seit Anfang Jahr ist Problembub Boris* (12) in der Psychiatrischen Klinik UPK in Basel. Die Unterbringung des Jungen in der geschlossenen Abteilung der Forensik zusammen mit Straftätern ist problematisch genug: Am Freitag soll es sogar zu einem sexuellen Übergriff durch einen Mitpatienten gekommen sein (BLICK berichtete).

Nun schlägt auch der Lehrerverband Alarm: «Es ist ein grosser Fehler, den Jungen dort so lange zu platzieren», sagt Jürg Brühlmann, Chef der Pädagogischen Arbeitsstelle.

Denn auch schulisch schadet der Psychiatrieaufenthalt dem Zwölfjährigen. Auf zehn Patienten kommt bloss ein Lehrer mit einem 90-Prozent-Pensum, wie die UPK auf Anfrage von BLICK schreibt. Und: «Meistens ist zu Beginn nur Einzelunterricht möglich.»

Mit zwölf Jahren Niveau eines Zweitklässlers

Boris bekommt daher nur rund zwei Stunden Unterricht pro Tag, sagt seine Mutter Tatsiana Zahner zu BLICK. Sie klagt: «Mein Sohn ist auf dem Niveau eines Zweit- oder Drittklässlers, weil er nicht richtig unterrichtet wird. In der Psychiatrie wird er zum Sozialfall gemacht. Er soll endlich wieder in den Alltag integriert werden.»

Für Jürg Brühlmann vom Lehrerverband ist klar: In der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie sei man nicht eingerichtet für die schulischen Bedürfnisse eines Kindes.

Foto: zvg

Besser wäre es, ihn in einer kinderpsychiatrischen Abteilung oder in einem Heim mit einer Sonderschule zu platzieren. «Denn Bildung ist ein Menschenrecht.» 

Doch die Kesb hat entschieden: Bis Mitte September soll Boris in Basel bleiben. Im Umfeld, in dem der Junge Missbrauch durch Mitpatienten erfahren haben soll. 

*Name der Redaktion bekannt

Boris der Fall

Der Problem-Bub Boris* wurde als neuer «Fall Carlos» bekannt. 85'000 Franken kostet die Betreuung des Zwölfjährigen zu Spitzenzeiten – pro Monat. Nicht nur die Rund-um-die-Uhr-Bewachung durch die Security verschlang Unsummen.

«Erlebnispädagogik»

Die Kesb wollte Boris auch mit «Erlebnispädagogik» auf den rechten Weg bringen. Der Junge wurde mit der Pferdekutsche nach Frankreich in die Ferien geschickt. Die Mutter von Boris hält nichts von alledem: «Mein Sohn wird zwangsbehandelt mit Coachings und Therapien. Auch fehlt ihm der Schulstoff», klagte sie. Immerhin: Jedes zweite Wochenende darf Boris nun nach Hause.

Boris mit seiner Mutter. Er will wieder zu seiner Mutter Tatsiana Zahner.
Zvg

Der Problem-Bub Boris* wurde als neuer «Fall Carlos» bekannt. 85'000 Franken kostet die Betreuung des Zwölfjährigen zu Spitzenzeiten – pro Monat. Nicht nur die Rund-um-die-Uhr-Bewachung durch die Security verschlang Unsummen.

«Erlebnispädagogik»

Die Kesb wollte Boris auch mit «Erlebnispädagogik» auf den rechten Weg bringen. Der Junge wurde mit der Pferdekutsche nach Frankreich in die Ferien geschickt. Die Mutter von Boris hält nichts von alledem: «Mein Sohn wird zwangsbehandelt mit Coachings und Therapien. Auch fehlt ihm der Schulstoff», klagte sie. Immerhin: Jedes zweite Wochenende darf Boris nun nach Hause.

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