Primarlehrer schoss vor Schülern mit einer Softair-Pistole
Hat der einen Knall?

Zur Prävention schiesst S. P.* vor 25 Schülern mit einer Softair-Pistole durch vier Seiten Papier. Jetzt läuft ein Verfahren gegen ihn, wegen Widerhandlung gegen das Waffengesetz und versuchter Nötigung.
Publiziert: 26.11.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:46 Uhr
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Primarlehrer S. P. (54) gestern nach dem Schulunterricht.
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi (Text und Fotos)

Er ist Lehrer mit Leib und Seele. Und sehr beliebt. Doch jetzt hat S. P.* (54) über das Ziel hinausgeschossen. Laut BLICK-Recherchen hat der Primarlehrer an der Schule in Bözberg AG vor seinen 25 Schülern (11 und 12 Jahre alt) mit einer Softair-Pistole eine Kugel abgefeuert. Diese durchdrang gezielt vier Seiten Papier und landete dann in einem Kehrichtkübel, der als Auffangbehälter diente.

S. P. bestätigte die Aktion gestern. Aber: «Ich möchte nichts Konkretes dazu sagen.» Nur so viel: «Sie sollte als Prävention dienen, ging reibungslos über die Bühne, kam sehr gut an.»

Was war der Grund für diese Tat? Während der krankheitsbedingten Abwesenheit des Lehrers einige Wochen zuvor waren zwei Schüler auf dem Schulhof mit einer Softair-Gun erwischt worden. Da die Waffe täuschend echt aussah, hat man sie den Kids weggenommen.

Als S. P. vor zwei Wochen an die Arbeit zurückkehrte, fragte ihn die Schulleitung, ob er als Ex-Schützenmeister seinen Fünft- und Sechstklässlern das Recht im Umgang mit Waffen und deren Gefährlichkeit erklären könne. S. P. war einverstanden und hielt am Montag vor einer Woche in der Zeichenstunde anhand der Softair-Pistole einen rund 20-minütigen Vortrag über Waffen.

«Meine Schüler fühlten sich nicht bedroht. Es war auch nie jemand in Gefahr», beteuert S. P. Warum er nicht einen Polizisten dafür einlud, erklärt S. P. so: «Ich weiss ja genau, um was es geht.»

Ein besorgter Elternteil meldete sich aber letzten Donnerstag bei der Schulleitung. Weil S. P. «einen blöden Witz über die Waffe gemacht» haben soll. «Stimmt nicht», sagt der Lehrer. Dennoch wandte sich die Schulpflegepräsidentin an die Polizei. Da ein Offizialdelikt im Raum steht, rückte diese letzten Freitag zur Schule aus. Die Hausdurchsuchung bei S. P. brachte eine grössere Anzahl Waffen sowie Munition zum Vorschein.

Die Aargauer Staatsanwaltschaft muss nun prüfen, ob ein strafbares Verhalten vorliegt, und bestätigt eine Anzeige. «Was genau in der Schulstunde passierte, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen», so Sprecherin Fiona Strebel. «Die bisherigen Aussagen widersprechen sich.»

Fakt ist: Gegen den Primarlehrer läuft nun ein Verfahren wegen Widerhandlung gegen das Waffengesetz und versuchter Nötigung. Schulpflege-Mitglied Hanspeter Flückiger (43) sagt: «S. P. hat unseres Erachtens nichts Falsches getan. Darum gibt er weiterhin Unterricht.»

*Name der Redaktion bekannt

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