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Präsident der Kinder- und Jugendpsychologen schlägt Alarm
«Erfolgreiche Erziehung von Problemkindern wird verhindert»

Der Kinder- und Jugendpsychologe Philipp Ramming erklärt, warum Hilfe für Kinder in der Schweiz oft zu spät kommt.
Publiziert: 20.09.2020 um 23:05 Uhr
|
Aktualisiert: 09.11.2020 um 20:43 Uhr
Philipp Ramming, Kinderpsychologe und Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie.
Foto: zVg
Interview: Beat Michel

Viele Problemkinder in der Schweiz haben Schwierigkeiten, in nützlicher Frist den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Ein grosser Teil der Schuld liegt bei den Rekursmöglichkeiten, welche vernünftige Hilfe verhindern, sagt Kinder- und Jugendpsychologe Philipp Ramming.

BLICK: Herr Ramming, wie kann es sein, dass in einem zivilisierten Land wie der Schweiz viele Kinder es über Jahre nicht aus den Institutionen schaffen?

Phillipp Ramming: Ein grosses Problem für die Jugendpsychologen in der Schweiz sind die zahlreichen Rekursmöglichkeiten. Die Kinder brauchen eigentlich eine schnelle und passende Massnahme. Aber schliesslich schlittern sie von Verfahren zu Verfahren, weil die Erziehungsberechtigten Einsprachen machen. Statt Hilfe zu bekommen, erleben sie juristisches Geplänkel.

Was sind die Folgen?

Die Kesb hat mittlerweile Angst, vernünftig zu handeln. Der Druck auf die Entscheidungsträger ist immens. Wenn man sich nicht ganz genau an die formalen Abläufe hält, macht irgendein Anwalt eine Einsprache. Eine Sauerei! Alle verdienen an den langen Verfahren, und das Kind landet am Schluss im Gefängnis. So wird eine erfolgreiche Erziehung dieser Kinder verhindert.

Wie schwierig ist es, für problematische Jugendliche einen guten Platz zu finden?

Es ist sehr schwer, weil es viel zu wenige passende Institutionen gibt. Es würde der Gesellschaft sehr viel bringen, hier zu investieren. Wenn man für einen Jugendlichen einen guten Platz in einem Erziehungsheim findet, sind für ihn die Chancen sehr gross, wieder ein normales Leben zu führen.

Was macht man mit einem Kind, das immer wieder aggressiv wird? Ist Kampfsporttraining sinnvoll?

Wenn es austickt, ist es meistens nicht mehr zugänglich. Es sieht brutal aus, aber dann bleibt nichts anderes übrig, als es zu fixieren. Kampfsport macht am Anfang der Therapie sicher keinen Sinn. Man muss erst verstehen, warum ein Patient schreckhaft ist und unvermittelt zuschlägt. Erst wenn man den Grund kennt und die Störung behandelt hat, kann Kampfsport wieder Sinn machen.


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