Mit nachdenklicher Miene schmeisst Nicolas Blancho einen Stein ins Meer. Dazu hört man seine Stimme: «Heute, sieben Jahre später, bereue ich kein bisschen, was ich getan habe.» Der Präsident des Islamischen Zentralrats (IZRS) spricht in einem neuen Video über die Steinigung.
Im 14 Minuten langen Mini-Film, den der IZRS auf Facebook veröffentlicht hat, richtet sich Blancho an seine Anhänger. Er vergleicht die Situation des Islams mit einem Schiff, das es zu retten gilt. «Wir können nicht zulassen, dass Löcher in unserem Rumpf schleichend hingenommen werden», sagt Blancho. Wer die alten, religiösen Texte relativiere, arbeite selbst an der Auflösung des Rumpfes. «Das Aufgeben unserer Werte und Normen ist eine aktive Forderung der Integrationspolitik.»
Blancho verweist auf die «Islam»-Arena im Jahr 2010. CVP-Nationalrat Gerhard Pfister und SVP-Politiker Oskar Freysinger forderten ihn damals direkt und vehement auf, sich eindeutig von der Steinigung zu distanzieren. Blancho weigerte sich.
«Alle droschen auf mich ein»
Nun blickt er zurück: «Alle droschen auf mich ein, alle drängten darauf hin», sagt Blancho. «Ich dachte, ich habe jetzt die Möglichkeit, zu entscheiden, gehöre ich zu denen, die es verleugnen und irreführen, oder zu jenen die zu ihrer Religion stehen? Ich entschied mich in vollem Bewusstsein der Konsequenzen für Letzteres», sagt Blancho im Video.
Heisst das, der IZRS-Präsident wünscht sich auch in der Schweiz Steinigungen? Gegenüber «20 Minuten» teilt der IZRS mit, «dass man die Anwendung der strafrechtlichen Abteilung der Scharia ausserhalb eines islamischen Systems klar ablehnt».
Steinigung in der Theorie okay
Auf seiner Webseite schreibt der IZRS, «das Ziel des islamischen Rechts ist der Schutz der Grundrechte des Menschen [...]». Aber wie lässt sich eine Steinigung mit solchen Grundwerten vereinbaren? IZRS-Sprecher Qaasim Illi erklärt auf Anfrage von BLICK: «Es ist wichtig, dass zwischen theologischer Norm und strafrechtlicher Applikation unterschieden wird.»
Ersteres sei durch die islamische Normativität sanktioniert und verharre «in ewiger Gültigkeit». Praktische Gewalt jedoch könne nur durch legitime staatliche Autoritäten umgesetzt werden.
Kritiker des Zentralrats fühlen sich von den erneuten Aussagen Blanchos bestätigt. FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann, der extremistische Organisationen verbieten will, sagt zu «20 Minuten», er wolle nicht die Grundrechte einschränken. «Nicolas Blancho kann weiterhin daran glauben, dass Steinigung zu seinem Islam gehört», so Portmann. Es soll aber in Zukunft rechtliche Folgen haben, wenn er unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit zu Menschenrechtsverletzungen anstifte. (rey)
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