Der Horror-Crash von Dietikon ZH, der Drift-Depp von Rupperswil AG oder der Bubi-Bolzer von Effretikon ZH: Es sind nur drei Unfälle von fünf, die im Oktober für Schlagzeilen sorgten. Immer sassen Junglenker hinterm Steuer – nicht älter als 23. Und immer waren sie mit PS-Monstern unterwegs. Die traurige Bilanz: drei Schwerverletzte und zertrümmerte Sportwagen.
Genau solche Unfälle wollte Bea Heim (73) bereits vor elf Jahren verhindern. Schon damals sorgte die Kombination Junglenker und PS-Monster für Unfälle. Beim Raser-Unfall von Schönenwerd SO im November 2008 führte sie sogar zum Tod von Lorena W.* (†21). Für die Solothurner SP-Nationalrätin war klar: Sie musste etwas tun. Ihre Idee: ein PS-Limit für junge Autofahrer.
PS-Limit wurde ausgebremst
Knapp einen Monat nach dem Raser-Unfall reichte sie das Postulat 8.3783 ein – unterstützt von sechs Politikern. Darunter auch die heutige Bundesrätin Viola Amherd (57). Doch es nützte nichts. Das Postulat wurde im Nationalrat nicht behandelt – zwei Jahre lang. Dann lief die Frist ab. Und die PS-Limit-Idee war vom Tisch. Ausgebremst!
Sehr zum Bedauern von Heim. Sie ist nach wie vor der Meinung: «Ein kleiner technischer Kniff, wie die Leistungsbeschränkung von Motorfahrzeugen, könnte viel Leid verhindern.»
Und sie ist damit nicht allein. Auch Viola Amherd würde ein Aufleben der PS-Limit-Idee begrüssen. «Sie würde dieses Postulat auch heute noch unterstützen», sagt Renato Kalbermatten, Sprecher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, zu BLICK. Das sehen auch viele Fahrlehrer so. Etwa Mehmet Tuskan (36), der sich für eine Begrenzung einsetzt.
Astra sieht keinen Handlungsbedarf
Anderer Meinung ist dagegen das Bundesamt für Strassen (Astra). Dort sieht man keinen Handlungsbedarf. Der Grund: Bislang gibt es keine praktischen Erfahrungen, die beweisen, dass mit einem PS-Limit Unfälle vermieden werden könnten.
Das zeige auch der jüngste Bericht der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). Darin heisst es: «Zur Beschränkung der Motorisierung liegen nur theoretische Abschätzungen vor. Die Resultate deuten auf geringe positive Effekte hin.» Konkret: eine maximale Unfallreduktion von 2,5 Prozent.
Junge Männer, denen das Hirn ausfällt
Ausserdem betont Astra-Sprecher Thomas Rohrbach: «Für das Vermeiden von Unfällen ist nicht die technisch mögliche, sondern die gefahrene Geschwindigkeit entscheidend.»
Bea Heim will sich damit nicht zufriedengeben. Für sie ist klar: «Es gibt eine kleine Gruppe junger Männer, bei denen ganz offensichtlich das Hirn ausfällt, wenn sie mit PS-starken Boliden unterwegs sind.» Im Dezember endet zwar ihre Amtszeit. Aber sie verspricht, das PS-Limit-Postulat ihrem Nachfolger mit auf den Weg zu geben. Für sie Ehrensache: «Zum Schutz aller Verkehrsteilnehmenden – und auch zum Selbstschutz junger Lenker.»
* Name bekannt
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