«Die politische Diskussion ist richtig und wir nehmen diese auch ernst», sagte Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz in Bern. Der frühere Freiburger CVP-Ständerat spielte auf die letztes Jahr abgelehnte Initiative «Pro Service public» und den angekündigten Poststellenabbau an.
Die Post dürfe aber nicht durch ein «regulatorisches Korsett» in ihrer Weiterentwicklung zurückgebunden werden, sagte Schwaller. Sorgen bereiteten ihm die vielen parlamentarischen Vorstösse mit Forderungen wie ein Moratorium beim Poststellennetz oder eine Obergrenze für Kaderlöhne in Bundesbetrieben.
Auf letztere Forderung wollte Schwaller nicht eingehen. Er erinnerte aber daran, dass der Lohn von Post-Chefin Susanne Ruoff auch letztes Jahr weniger als eine Million Franken betragen habe. An die Adresse der Kritiker sagte Schwaller: «Das Rad der Zeit kann man auch bei der Post nicht zurückdrehen.»
Wie stark sich das «Rad der Zeit» dreht, zeigt sich auch an den Geschäftszahlen 2016. Neben dem Gewinn ging auch das Betriebsergebnis vor Finanzerfolg und Steuern (EBIT) um 119 Millionen auf 704 Millionen Franken zurück. Der Betriebsertrag sank leicht um 0,4 Prozent auf 8,19 Milliarden Franken.
Hauptgründe für den Rückgang sind laut Post rückläufige Briefmengen, der Margendruck im Logistikgeschäft sowie das Tiefzinsumfeld. Einen zunehmenden Einfluss habe zudem die Digitalisierung der Gesellschaft, sagte Post-Chefin Susanne Ruoff.
Die Post spricht trotzdem von einem «insgesamt guten Resultat» in einem «zunehmend schwierigen Umfeld». Dem Bund sollen wiederum 200 Millionen Franken als Dividende ausgeschüttet werden.
Im Kommunikationsmarkt mit den drei Segmenten PostMail, Swiss Post Solutions sowie Poststellen und Verkauf brach das Betriebsergebnis um 45 Prozent auf 144 Millionen Franken aber geradezu ein.
Allein bei Postmail ging das Betriebsergebnis um 11,5 Prozent auf 317 Millionen Franken zurück. Die Zahl der adressierte Briefe nahm um 3,8 Prozent ab und lag 2016 noch bei 2089 Millionen.
Der boomende Onlinehandel führte dazu, dass Postlogistic im letzten Jahr 122 Millionen Pakete verarbeitete, das sind 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Wegen tiefer Margen ging aber auch hier das Betriebsergebnis um 19 Prozent auf 117 Millionen Franken zurück.
Sorgenkind der Post bleiben die Poststellen und der Verkauf. Der Betriebsverlust von 110 Millionen Franken im Vorjahr stieg noch einmal um 75 Prozent auf 193 Millionen Franken.
Aus Sicht der Führungsetage ist es deshalb unabdingbar, dass das Poststellennetz umgebaut werden muss. Es sei zwar verständlich, dass dies die Menschen emotional berühre, sagte Ruoff. Viele Menschen würden aber keine Poststelle mehr aufsuchen.
Nicht gelten liess Ruoff die Kritik an der Kommunikation der Post: «Wir haben offengelegt, wohin die Reise geht.» Seit letztem Oktober sei bekannt, dass die Post bis zu 600 Poststellen schliessen wolle. Nun liefen die Gespräche mit den Kantonen. Erste Resultate sollen im Juni vorliegen.
Um die wegbrechenden Einnahmen zu kompensieren, setzt die Post auf neue Angebote wie E-Voting und internationale Märkte. Gerade im Logistikbereich dürfe die Post nicht an der Landesgrenze Halt machen, sagte Ruoff.
Vor Herausforderungen steht auch die Postfinance, obwohl sie 2016 das Betriebsergebnis um 18 Prozent auf 542 Millionen Franken steigern konnte. Zu schaffen machen der Postfinance weiterhin die Negativzinsen. Im Zinsgeschäft sank der Erfolg um 59 Millionen Franken. «Wir sind den Launen der Finanzmärkte immer noch stark ausgeliefert», erklärte Hansruedi Köng, Vorsitzender der Geschäftsleitung.
Nach einem Abfluss von 2,8 Milliarden Franken im Vorjahr zog Postfinance im abgelaufenen Jahr neue Kundengelder in Höhe von 4,5 Milliarden Franken an.
Einen neuen Rekord bei den Fahrgästen verzeichnete PostAuto. 2016 waren 152 Millionen Menschen mit den gelben Bussen unterwegs. Nachgefragt war auch der Testbetrieb mit dem SmartShuttle in Sitten. Seit letztem Sommer fuhren insgesamt 25'000 Fahrgäste mit dem selbstfahrenden Fahrzeug.