Polizeikommandant Schlegel (57) über die Sicherheit am WEF
Cyber-Attacken sind bedrohlicher als Klima-Aktivisten

Terrorangriffe, illegaler Nachrichtendienst und Hacker-Attacken: Polizeichef Walter Schlegel (57) verrät, dass sich die Polizei fürs WEF an mehren Fronten rüstet. Dagegen sehen die Sicherheitskräfte die Demos der Klimaaktivisten gelassen.
Publiziert: 15.01.2020 um 22:05 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2020 um 08:45 Uhr
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Polizeikommandant Walter Schlegel (57) trägt die Verantwortung für die Sicherheit am WEF.
Foto: Anian Heierli
Anian Heierli

Auf seinen Schultern lastet eine massive Verantwortung. Trotzdem wirkt Walter Schlegel (57) im Gespräch mit BLICK gelassen. Der Bündner Polizeikommandant ist zuständig für die Sicherheit am World Economic Forum (WEF) in Davos. Seine Einsatzkräfte kümmern sich nicht nur um den Schutz der Politiker, Botschafter und Wirtschaftsgrössen. Sie sind auch verantwortlich für die einheimische Bevölkerung.

«Ruhe, Sicherheit und Ordnung aufrechterhalten lautet unser Auftrag», sagt Schlegel. Er muss es wissen, denn für ihn ist es bereits das achte WEF als Kommandant. Den Grosseinsatz sieht er dennoch nicht als Routine. «Das wäre riskant», sagt er. Auch, weil sich die Bedrohungslage laufend ändert. Momentan sind das Terror-Anschläge, Extremismus, Sabotage und illegaler Nachrichtendienst.

Cyber-Kriminelle sind scharf auf Geheimdokumente

«Neu hinzugekommen ist sicher die Bedrohung durch Cyber-Angriffe auf Rechner und Server», sagt Schlegel. «Solche Attacken können im Extremfall ganze Infrastrukturen wie das Stromnetz lahmlegen.» Eine weitere Gefahr – die es zu verhindern gilt – ist die, dass Cyber-Kriminelle geheime Dokumente entwenden. Etwa Unterlagen mit den Schlafplätzen der Staatschefs. Anhand solcher Informationen könnten Terroristen gezielt Anschläge planen.

Die Kantonspolizei Graubünden muss die Mammut-Aufgabe WEF aber nicht allein bewältigen. Während des Kongresses zählt Schlegel auf die Unterstützung der Armee und des Bundesamts für Polizei (Fedpol). «Am WEF sind Polizisten aus allen 26 Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein im Einsatz», sagt Schlegel. Wie viele effektiv unter seinem Kommando stehen, will er nicht verraten. Schätzungen zufolge dürften am Kongress aber rund 1000 Polizisten und bis zu 5000 Armeeangehörige im Einsatz sein.

Extra-Schutz für Personen mit hohem Gefährdungsgrad

Gemäss Bund beliefen sich die Kosten für die Sicherheit in den Vorjahren etwa auf neun Millionen Franken. Der Betrag hängt unter anderem davon ab, wie viele völkerrechtlich geschützte Personen nach Davos kommen. «Aktuell erwarten wir rund 300», sagt Schlegel. Von diesen hätten etwa 120 Personen einen hohen Gefährdungsgrad. «Für diese Personen gibt es ein auf sie zugeschnittenes Sicherheitsdispositiv», so Schlegel. Mit anderen Worten: Die Polizei weiss, wer wann wo ist – und stellt sich darauf ein.

Die jeweilige Sicherheitsstufe wird vom Fedpol festgelegt. Welche Namen auf der Liste stehen, bleibt geheim. In den vorderen Rängen vertreten ist US-Präsident Donald Trump (73). Letzte Woche setzte der Iran ein Kopfgeld von 80 Millionen US-Dollar auf den Kopf des Staatschefs aus. «Das ist sicher eine spezielle Situation», sagt Schlegel. «Der US-amerikanische Präsident ist aber auch ohne Kopfgeld eine Person mit höchster Sicherheitsstufe.» Am Polizeieinsatz ändert deshalb nichts. Zudem sagte die iranische Delegation die Teilnahme am Forum ab, was die Situation entschärft.

Secret Service darf Schusswaffen tragen

Trump bringt wieder seinen eigenen Secret Service mit. Die Spezialagenten haben sogar eine Bewilligung zum Tragen von Schusswaffen. Am WEF und auch im Vorfeld gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Schweizer Polizei. «Wir trafen uns mehrmals mit dem Secret Service» bestätigt Schlegel. «Die Zusammenarbeit war bisher immer gut.» Davon zeugt auch ein Brief von Trump, der nach dem WEF 2018 an den Bündner Polizeikommandanten ging. Darin bedankt sich der Präsident bei Schlegel für die gewährleistete Sicherheit.

Aktuell soll es wieder eine Anti-WEF-Demo in Davos geben. Klimaaktivisten wollen während drei Tagen von Landquart nach Davos wandern und dort am 21. Januar pünktlich zum Forumsauftakt eintreffen. Ebenso kündigte Greta Thunberg (17) – das Aushängeschild der Bewegung Fridays for Future – ihren Besuch an, was wohl weitere Demonstranten anzieht. Die Polizei bleibt aber gelassen. «Wir erwarten eine friedliche Kundgebung», so Schlegel. Bereits vergangene Woche in Luzern hätten die Klimaaktivisten gewaltfrei demonstriert.

WEF 2020

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

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