Als sie den Kleinpapagei entdeckten, war das für die Mitarbeiter des Zürcher Zoos alles andere als eine freudige Überraschung. Wo das gelbe Vögelchen flatterte, gehören eigentlich nur grüne Artgenossen hin. Der Fall war eindeutig: Ein Übeltäter hatte es ausgesetzt.
Nicht immer leuchten Invasoren knallgelb und sind weithin sichtbar, manchmal muss man sie erst mühsam suchen. Wie im Tropenhaus Papiliorama in Kerzers FR, wo vor fünf Jahren drei Leopardengeckos für Angst und Schrecken sorgten.
Nacht für Nacht fahndeten Tropenexperten nach den Eindringlingen, die den Schmetterlingen – der eigentlichen Attraktion des Hauses – nach dem Leben trachteten. In beiden Fällen ist eines gleich: Unbekannte hatten die Tiere illegal in die Anlage geschmuggelt und dort gelassen.
Ähnlich einfach machte es sich möglicherweise jener Unbekannte, der just zu Ferienbeginn die Lust auf sein Haustier verloren hatte oder schlicht überfordert war: Sein Liebling zieht nun – vorausgesetzt, dass er wirklich existiert – im Hallwilersee seine Runden. Jedenfalls beschäftigt sein ausgesetzer Alligator seither das Land.
Der Zoo ist kein Tierheim
Im Zoo Zürich ist der Ärger sehr real. «Es sind kriminelle Akte. Man gefährdet die Tiere», sagt der Kurator des Zoos, Robert Zingg. Im Interesse eines kontrollierten Bestands müsse jedes Tier in Quarantäne. Ungebetene Gäste indes drohten, Krankheiten einzuschleppen oder Zootiere aufzufressen. Zingg: «So kann der Bestand einer ganzen Anlage gefährdet werden.»
Ausgesetzt werde alles Mögliche, den Grossteil aber machten Reptilien aus. Ein paar Katzen babys auf der Toilette seien veterinärmedizinisch kein grosses Problem. Manche Besucher aber schleusten aus «Pseudotierliebe» ihre Schützlinge sogar in geschlossene Anlagen.
Die Reaktion des Zürcher Zoos auf die artfremden Gäste fällt drastisch aus. «Wir jagen sie erbarmungslos. Auch wenn wir sie erschiessen müssen», sagt Zingg. Und erwähnt wie nebenbei eine Kleinkaliber-Waffe. Auch diese Option habe man sich bereits überlegt. Seine Botschaft soll zeigen: «Wir sind absolut entschlossen!»
Man lasse sich nämlich keinen fremden Bestand aufzwingen. Wenn ein Tier nicht bei jemandem ausserhalb des Zoos platziert werden könne, «muss man es einschläfern». Zingg: «Wir haben hier kein Tierheim.»
Und plötzlich waren sie illegal
Pragmatischer geht man das Problem in Basel an. Die scharenweise im Zolli ausgesetzten Rotwangen-Schildkröten nutzt man nun einfach zu Bildungszwecken. Bei Führungen werden sie den Zoobesuchern als «gebietsfremde Arten» präsentiert.
Im Tierpark Bern dagegen nervt man sich auch über die Politik. Weil für besagte Schildkröten seit 2008 ein Haltungsverbot gilt, seien viele Halter in die Illegalität gerutscht, so Direktor Bernd Schildger. «Die Tiere werden über 40 Jahre alt, aber plötzlich ist es verboten, sie zu halten. Also entsorgen die Leute ihre Schildkröten». So gesehen sei der Staat mitschuldig an der Misere.
Neuer Ärger bahnt sich derweil unter der Glaskuppel des Papilioramas an: Eigentlich meinte man in Kerzers, alle Leopardengeckos eingefangen zu haben. «Bis vor kurzem wieder ein dickes Exemplar im Schmetterlingshaus gesichtet wurde», so Sprecherin Chantal Derungs. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, das Tier einzufangen.