Kein Motiv, kein Verdächtiger hinter Gittern, kein Treffer in einer DNA-Datenbank und die höchste in der Schweiz je ausgesetzte Belohnung: Der Vierfachmord von Rupperswil AG vom 21. Dezember 2015, eine der schwersten Straftaten der letzten Jahrzehnte im Aargau, ist nach wie vor ungeklärt.
Das musste die Leitende Staatsanwältin Barbara Loppacher heute Nachmittag an einer Pressekonferenz in Schafisheim AG einräumen. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei tun alles, um den Mord an Carla Schauer (†48), ihren Söhne Davin (†13) und Dion (†19) sowie dessen Freundin Simona F.* (†21) aufzuklären.
Doch die Behörden tappen heute, zwei Monate nach dem Verbrechen, offenbar völlig im Dunkeln.
Die 250 Hinweise aus der Bevölkerung, die sechs Dashcam-Aufnahmen, die den Ermittlern zur Verfügung gestellt wurden, sowie insgesamt 110 Einvernahmen – all das brachten Polizei und Staatsanwaltschaft nicht viel weiter. Jedenfalls haben sie zu keinem Tatverdächtigen geführt, wie Barbara Loppacher sagte.
Um die Ermittlungen dennoch weiter voranzutreiben, haben die Behörden nun die eine Belohnung ausgesetzt: Sie beträgt 100'000 Franken – so viel wie noch nie in der Schweiz.
Ein verzweifelter Hilferuf? «Jedes Detail kann das entscheidende Puzzleteil sein», sagte Oberstaatsanwalt Philipp Umbricht lediglich.
Zudem wurde heute erstmals bekannt gegeben, wie viel Geld Carla Schauer am Tag des Verbrechens auf zwei verschiedenen Banken abgehoben hat: Um zirka 9.50 Uhr 1000 Euro an einem Geldautomaten in Rupperswil, anschliessend, um zirka 10.10 Uhr, 9850 Franken in einer Bankfiliale in Wildegg.
Wer machte «grosszügige Weihnachtsgeschenke»?
Durch die Bekanntgabe dieses Details erhoffen sich die Ermittler zusätzliche Hinweise. So könnten sich Personen, die nach der Tat mit ausserordentlich viel Bargeld hantierten oder «grosszügige Weihnachtsgeschenke» machten, wie es Staatsanwältin Loppacher ausdrückte, verdächtig gemacht haben.
Wie Loppacher weiter sagte, seien die Spuren am Tatort wegen des Feuers und des Brandes zwar stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es seien jedoch DNA-Spuren und Fingerabdrücke sichergestellt worden. Diese Daten hätten bisher zu keiner Person im In- oder Ausland geführt.
BLICK weiss: In mindestens einem Fall hat die Staatsanwaltschaft eine Person in einem Schreiben (liegt BLICK vor) aufgefordert, bei der Kantonspolizei Aargau einen Wangenschleimhaut-Abstrich vornehmen zu lassen. Wie viele Personen mussten oder müssen noch zu einem DNA-Test antraben? Dazu machte Loppacher keine Angaben. Ein Massen-Test sei aber nicht angeordnet worden.
Trotz - oder wegen - der bislang eher dürren Ergebnisse laufen die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft weiter auf Hochtouren.
Kriminalpolizeichef Markus Gisin sagte, man habe noch nie so viele Mitarbeiter für die Aufklärung eines Falls abgezogen. Man arbeite rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche. Die Sonderkommission zähle 40 Mitarbeitende, hinzu kämen weitere Fachleute aus der Schweiz und dem Ausland.