Pilot Hermann Messerli (56) kämpft gegen Amtsschimmel in Zug
«Ich darf einen Heli fliegen, aber keinen LKW fahren»

Hermann Messerli ist topfit, dürfte sogar eine Swiss-Maschine fliegen. Der Piloten-Schein lässt das Strassenverkehrsamt aber kalt, er wird trotzdem zur medizinischen Routine-Untersuchung aufgeboten.
Publiziert: 21.07.2015 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 09.10.2018 um 01:27 Uhr
1/2
Die Flugbehörde stellte dem Heli-Piloten ein lupenreines Gesundheitszeugnis aus. Dem Kanton Zug reicht das nicht.
Foto: ZVG
Von Claudia Mascherin

Gleich nach dem Aufstehen macht Hermann Messerli 50 Liegestütze. Zweimal wöchentlich fährt der 56-Jährige mit dem Velo um den Zugersee. Der Helikopterpilot bezeichnet sich als super fit. Den Beweis liefert ein medizinisches Tauglichkeitszeugnis des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl).

Dem Strassenverkehrsamt des Kantons Zug reicht dieses Attest aber nicht. Es bietet Messerli zur periodischen verkehrsmedizinischen Untersuchung auf. Denn: Neben dem Flugschein besitzt der ehemalige Rega-Pilot auch ein Lastwagen-Billett, das er vor vielen Jahren erworben hat. Weil er über 50 ist, muss er laut Gesetz alle drei Jahre zum Gesundheitstest, damit er es nicht verliert.

«Grundsätzlich finde ich das richtig», sagt Hermann Messerli. «Nur: In meinem Fall ist es eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen.» Denn mit dem Bazl-Attest dürfte er eine Swiss-Maschine mit Hunderten Passagieren fliegen – aber keinen Lastwagen fahren!

Schriftlich ersucht er das Strassenverkehrsamt, sein flugmedizinisches Zeugnis zu akzeptieren. Die Anfrage wird abgeschmettert. Die verkehrsmedizinischen Untersuchungen dürften nur von Vertrauensärzten des Strassenverkehrsamts durchgeführt werden, hiess es. Messerli fragt sich, wo da der gesunde Menschenverstand bleibt: «Das hat nichts mit Sicherheit zu tun, das ist reine Geldmacherei. Amtswut bis zur Unfähigkeit. Mein Bazl-Zeugnis entspricht der höchsten Klasse für Gesundheitsatteste in der Schweiz.» Das Strassenverkehrsamt des Nachbarkantons bestätigt das. In Schwyz wird das Bazl-Tauglichkeitszeugnis als Gesundheitsnachweis akzeptiert. «Wir stufen das als höherwertig ein», sagt Amtsleiter Peter Wespi. «Lastwagen sind in Stufe zwei und damit tiefer gestellt.»

Vom Amtsschimmel in Zug hat Messerli genug. Auf die Bewilligung für die Kategorie C verzichtet er in Zukunft. «Ich bin nicht gewillt, solch unsinnigen Anweisungen der Behörde zu befolgen.» Seinen Ausweis hat er mit einer Verzichtserklärung dem Strassenverkehrsamt geschickt. Doch auch das gibt noch Heu für den Amtsschimmel: Für das Umschreiben muss Messerli 30 Franken bezahlen.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?