Irina Schwald (45) ist mit Leib und Seele Chauffeuse. Zehn Jahre lang steuerte sie Lastwagen kreuz und quer durchs Land. Dann war sie zwei Jahre lang mit Postautos unterwegs. Seit einem Jahr fährt sie für die Berner Verkehrsbetriebe Bernmobil. «Mein absoluter Traumjob!»
Der Traum wäre aber fast geplatzt. Weil eine Angestellte der Thuner Fielmann-Filiale offenbar gepfuscht hatte.
Um künftig noch flexibler einsetzbar zu sein, will Schwald auch Trolleybusse fahren. Für den Lernfahrausweis brauchte sie einen Sehtest. «Meine Augenärztin war in den Ferien. So ging ich spontan zu Fielmann. Das war ein Fehler», sagt sie.
Bei der deutschen Optikerkette hat man sofort Zeit für Schwald. Nach zehn Minuten ist der Test schon vorbei. Er kostet acht Franken. «Ich habe mich noch gewundert, wie günstig das ist», sagt sie. Verwirft ihre Zweifel aber wieder. «Schliesslich akzeptiert das Strassenverkehrsamt den Fielmann-Test.» Zwei Wochen später fällt sie aus allen Wolken!
Die Berner Behörden teilen ihr mit, dass man ihr den Lernfahrausweis verweigert. Der Grund: Auf dem linken Auge sieht sie laut Fielmann-Test zu schlecht. Zudem sei ihr Gesichtsfeld eingeschränkt. Auch sonst war das Dokument schludrig ausgefüllt: Auf dem Fielmann-Test stand beim Datum 2014 statt 2015.
«Ich hatte Panik. Und Angst, den Job zu verlieren», erzählt sie.
Schwald meldet sich zu einem Test bei ihrer Augenärztin an. Doch die Ungewissheit setzt ihr zu. «Ich konnte nicht mehr schlafen, hatte Existenzängste», sagt die Mutter eines 17-jährigen Sohnes. «Ohne Fahrausweis wäre ich arbeitslos geworden. In einem Alter, in dem man nicht einfach so einen neuen Job findet.»
Dann die Erlösung: Mit Schwalds Augen ist alles in Ordnung! Sie ist voll fahrtauglich. Die Ergebnisse der Ärztin entlarven den Fielmann-Pfusch.
Schwald ist von Fielmann bitter enttäuscht. Das Gerät sei genormt, hiess es, als sie in Thun reklamierte. Vielleicht sei beim Übertragen der Ergebnisse in das Formular des Strassenverkehrsamtes ein Fehler passiert, sagte man ihr. Mehr nicht.
«Kein Wort der Entschuldigung. Auch das Geld wollten sie mir nicht zurückerstatten», sagt Schwald.
Ihr Fazit: «Nie mehr Fielmann!» Auch wenn man ein paar Franken sparen könne. Die deutsche Optikerkette spiele mit der Gesundheit ihrer Kunden. Denn: «Gute Augen sind das Kapital der Berufschauffeure. Es geht um die Sicherheit der Passagiere!»