Jetzt heisst es: sich warm anziehen, wärmer denn je in diesem Winter. Die Schweiz wird im Verlauf der nächsten Woche von einer russischen Kältepeitsche heimgesucht. Der Grund: Über Skandinavien installiert sich ein Hochdruckgebiet, an dessen Südrand Kaltluft aus Sibirien bis zu uns in die Schweiz stösst.
Während die Temperaturen bereits am Montag im Flachland auf –9 Grad absacken, erreichen sie laut Meteonews am Mittwoch ihren bitterkalten Tiefpunkt: In Zürich werden –12, in St. Gallen sogar –15 Grad erwartet.
Es kommt knüppeldick: Wegen starker Windböen von bis zu 60 Kilometern pro Stunde fühlen sich die –15 Grad plötzlich wie –28 Grad an. Dieser gefühlte Temperaturunterschied wird als Windchill bezeichnet. Der Effekt kommt zustande, wenn die aufgewärmte, hautnahe Luft durch den Wind immer wieder weggeblasen wird. So kühlt die Oberflächentemperatur des Körpers schneller ab – die Gefahr einer Unterkühlung steigt rasant.
Kältepatrouillen in Bern und Zürich – Suppe in St. Gallen
Besonders gefährlich ist dieser Effekt für Menschen, die die eisigen Nächte draussen verbringen. In Bern sind aus diesem Grund Kältepatrouillen unterwegs. «Die Mitarbeiter suchen die Obdachlosen auf, bringen sie entweder zu einer Notschlafstelle oder bieten ihnen, wenn nötig, einen zusätzlichen Winterschlafsack an», sagt Silvio Flückiger von der Institution Pinto des Jugendamts Stadt Bern zu BLICK.
Über die drohende Kältewelle habe man die Obdachlosen bereits informiert. «Die meisten von ihnen konnten wir motivieren, in entsprechenden Schlafstellen oder bei Freunden einen Unterschlupf zu suchen», sagt Flückiger.
So auch in Zürich: Bei Temperaturen unter Null Grad Celsius gehen Mitarbeiter der Sicherheit, Intervention und Prävention Zürich (SIP) nachts auf Kältepatrouille.
In St. Gallen bietet die Gassenküchen an sehr kalten Tagen zusätzlich einen warmen Teller Suppe an. «Das haben wir auch für nächste Woche geplant», sagt Jürg Niggli, Geschäftsleitung von der Stiftung Suchthilfe. Zudem biete man den Obdachlosen ein Bett in einer Notunterkunft an. Niggli: «Niemand, der nicht will, muss draussen schlafen.»
Wind und Eiseskälte schaffen Kunstwerke
Das frostige Wetter kommende Woche hat aber auch eine künstlerische Seite: Wegen des starken Windes könnte das Wasser in den grossen Schweizer Seen über das Ufer treten und dann an der kalten Luft gefrieren. So entstehen beeindruckende Eisskulpturen – wie sie zuletzt im Februar 2012 Touristen erfreuten und Autofahrer verärgerten.
An der Genfer Seepromenade waren damals Bänke, Autos und sogar ganze Bäume mit einer dicken Schicht Eis überzogen. Laut Meteonews dürften solche Eiskunstwerke am Bodensee entstehen.