Als Gemeindeschreiber von Steinach SG stand R.V.* (52) stets gerne im Mittelpunkt. Als ein Mann mit «vollendeten Umgangsformen», jemand, der auch jederzeit einen Bundesrat in Empfang nehmen könnte.
So beschreiben Weggefährten jenen Mann, für den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf sexuelle Handlungen mit mehreren Kindern und der Erstellung von harter Pornografie Untersuchungshaft beantragt hat (BLICK berichtete).
Die Charakterisierung von R.V. fällt trotzdem zwiespältig aus: Er wird stets als «intelligent» und «korrekt» wahrgenommen. Gleichzeitig sei er aber schon immer ein wenig «speziell» gewesen.
Seine Jobs beim Kanton St. Gallen und als Stadtschreiber von Romanshorn TG muss er vor einigen Jahren unfreiwillig aufgeben – wegen Zoffs mit Mitarbeitern und Vorgesetzten.
Er lebte mit jungen Neuzuzügern in einer WG
«Bei ihm gab es schon immer eine Fassade. Und dann war da noch der schräge Rest», sagt ein ehemaliger Arbeitskollege. Ganz konkret zeigt sich das schon beim Wohnort des mutmasslichen Sexualstraftäters: R.V. hat seinen Hauptwohnsitz in einer Appartement-WG in St. Gallen-Rotmonten.
Der studierte Staatswissenschaftler lebt für rund 1000 Franken Monatsmiete mit jungen Neuzuzügern aus dem Ausland unter einem Dach. Anders als seine Mitbewohner, die zumeist befristet da sind, wohnt der Gemeindeschreiber schon jahrelang hier.
«Niemand von uns hat je wirklich mit ihm gesprochen, aber er hat immer freundlich gegrüsst», berichtet einer der Mitbewohner. In den gemeinsamen Räumlichkeiten habe sich R.V. kaum je gezeigt.
Ganz im Gegenteil: «Er lebte völlig für sich. Sein Zimmer hat meines Wissens auch einen eigenen TV- und Internetanschluss», erzählt der Mitbewohner. Den Computer hinter der Zimmertür mit der Nummer 5 dürfte die Polizei bei der Hausdurchsuchung am Mittwoch beschlagnahmt haben.
Betont christlicher Ehemann und Vater
Verbergen sich auf der Festplatte die dunklen Geheimnisse eines Doppellebens? Denn auf dem Papier gibt sich der studentenhaft hausende Steinacher Gemeindeschreiber als stolzer und betont christlicher Ehemann und Familienvater aus.
Nächstes Jahr steht, wie es der CVP-Regionalpolitiker auf sozialen Medien selbst deklariert, gar der 25. Hochzeitstag mit seiner Gattin, einer Historikerin, ins Haus. Doch das Familiendomizil auf der anderen Seite der Stadt sucht R.V. nur auf, wenn die Gemahlin nicht da ist.
Seine Kinder sieht er dem Vernehmen nach eher selten. Ob sie etwas mit dem im Raum stehenden Missbrauch zu tun haben, lässt die St. Galler Staatsanwaltschaft offen.
Entwarnung gibt dagegen der Tennisklub Romanshorn, wo R.V. bis zuletzt als Präsident amtete. «Wir können versichern, dass unser Präsident keinen direkten Kontakt zu Schülern und Junioren unseres Klubs hatte», heisst es in einer Mitteilung.
* Name bekannt