So hoch sollen die neuen Windräder werden
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Gemeinde Wolfikon ist hässig:So hoch sollen die neuen Windräder werden

Zu nah, zu laut, zu hässlich
Wütende Thurgauer wollen Windpark verhindern

In Wolfikon TG will sich die Bevölkerung gegen drei Windräder auflehnen, die zu nah an der Gemeindegrenze gebaut werden sollen. Ein neues Gesetz auf nationaler Ebene könnte die Bewohner allerdings bald mundtot machen.
Publiziert: 07.10.2022 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2022 um 11:45 Uhr
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So sollen die geplanten Windräder aussehen.
Foto: EKZ
Sandro Zulian

Naturschützer, Landschaftsschützer und Anwohner finden viele Gründe, gegen Windparks zu sein: zu laut, zu hässlich, zu nah am bewohnten Gebiet oder dann gefährlich für Vögel. Kein Wunder, machen Windpark-Projekte in der Schweiz bislang kaum Fortschritte. Von Thundorf TG über Lindenberg AG/LU und Grenchenberg SO/BE bis hin zum Windpark in Montagne de Buttes NE – überall verspüren die Initiatoren heftigen Gegenwind, wie der SonntagsBlick bereits im Oktober vergangenen Jahres berichtet hat.

Auch die Einwohner von Amlikon-Bissegg TG bekämpfen gerade einen solchen Windpark. Insbesondere die Bewohner des Ortsteils Wolfikon wollen drei von insgesamt acht geplanten Windrädern des Windparks in Thundorf TG verhindern. Diese sollen teilweise nicht einmal 400 Meter neben dem ersten Wohnhaus des Weilers zu stehen kommen.

Mit ihren gut 250 Meter Höhe wären die Windräder die grössten frei stehenden Bauwerke der Schweiz. Der gesamte Windpark soll dereinst 80 GWh Strom pro Jahr produzieren.

Aber auch die Einwohner von Amlikon-Bissegg befürchten deswegen Lärm und Schatten, aber auch einen drohenden Wertverlust bei ihren Immobilien. Zudem glauben sie, dass die Windräder eine abschreckende Wirkung auf mögliche Neuzuzüger haben. Nicht zuletzt darum hat sich der Gemeindepräsident von Amlikon-Bisseg, Thomas Ochs (52), als Anführer des Kampfs gegen das Projekt aufgeschwungen.

«Windrad in die Stube stellen»

«Das ist, als würde man uns ein Windrad praktisch in die Stube stellen», schimpft er gegenüber Blick. Zudem kritisiert er, dass seine Gemeinde bei dem ganzen Projekt nicht miteinbezogen wurde. «Wir haben erst vor wenigen Wochen erfahren, dass drei der Windräder nahe der Gemeindegrenze zu unserem Dorf gebaut werden sollen», sagt er. «So geht das nicht.»

Eine Petition, die ein Mitbestimmungsrecht einfordert, wurde von praktisch allen Einwohnerinnen und Einwohnern unterschrieben. Vergangenen Donnerstag trafen sich die Gegner des Windparks zu einer Infoveranstaltung in der Destillerie Macardo in Amlikon-Bissegg. Und machten dort ihrem Unmut Luft. Der Tenor: «Wir haben nichts gegen Windenergie – aber so nah bei uns soll so eine Anlage nicht zu stehen kommen», wie Gemeindepräsident Ochs sagt.

Und die Gemeinde kämpft nicht allein. Auch der Verein Freie Landschaft Thurgau (FLTG) des Grenchners Elias Meier (26) will den Windpark in Thundorf verhindern. Damit ist klar: Bevor in Thundorf dereinst der so dringend benötigte Strom produziert werden kann, werden die Gegner alle Register ziehen, um das Projekt zu verhindern – oder dann wenigstens zu verzögern.

Politik könnte Windenergie-Kritiker bald mundtot machen

Dafür steht Verbänden, Vereinen und Anwohnern bislang die Möglichkeit offen, bei vielen Planungsschritten eines Windparks immer wieder aufs Neue Einsprache zu erheben und die Verfahren dann bis vors Bundesgericht zu ziehen. Die Folge: massive Verzögerungen.

Die Umweltkommission des Nationalrats will hier darum den Turbo zünden. Ein neues Gesetz soll in der Schweiz künftig verhindern, dass geplante Windparks mehrmals bis vors Bundesgericht bekämpft werden können.

Darin heisst es, Windenergieanlagen von nationalem Interesse sollen künftig keine Baubewilligung mehr brauchen. Ist erst mal der Nutzungsplan durch – bei dem Verbände und Berechtigte nach wie vor Einsprache erheben können –, darf gebaut werden.

Das «dringliche Gesetz» wird jetzt im National- und Ständerat behandelt. In Kraft treten soll es schon per Dezember 2022.

Thundorf vielleicht bald «von nationalem Interesse»

Im geplanten Gesetz sind bis jetzt zwei Windkraftanlagen aufgeführt. Es handelt sich einerseits um einen Windpark in der Waadt. Und einen in Grenchen SO, der dereinst 30 GWh Strom produzieren soll. Der Verein Birdlife Schweiz und der Vogelschutzverband des Kantons Solothurn klagten bis ans Bundesgericht gegen den dafür nötigen Nutzungsplan. Im November 2021 urteilte das Gericht, dass der Windpark gebaut werden darf, allerdings etwas redimensioniert. Stimmen der National- und Ständerat für das dringliche Gesetz, könnten in Grenchen bald die Baumaschinen auffahren. Das nächste Verfahren nach dem Nutzungsplan, jenes für die Baubewilligung, würde dann nämlich entfallen.

Dass der Thundorfer Windpark ebenfalls vom neuen Gesetz profitieren wird – und die Gegner damit empfindlich entwaffnet würden – davon ist auszugehen, wie der Thurgauer Grünen-Politiker und Nationalrat Kurt Egger sagt. Er sitzt selber in der Umweltkommission und hat am dringlichen Gesetz mitgewirkt. «Der Windpark Thundorf wird mit einer Leistung von 80 GWh Strom schnell als Projekt von nationalem Interesse gehandelt», ist er sich sicher.

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