Wucher in Schaffhausen: Bootsfahrt-Monopolist Werner Mändli vervielfacht seine Preise
Er lässt Touristen reinfallen

Die Preise für die begehrte Felsenfahrt am Rheinfall wurden verdoppelt. Für Kinder ist es gar dreimal so teuer wie früher. Bei Touristen sorgt die wuchtige Erhöhung für Unverständnis, sie fühlen sich vom Anbieter aufs Übelste ausgenommen.
Publiziert: 30.03.2018 um 21:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:25 Uhr
Der Rheinfall wird zum Reinfall
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Preiswucher in Schaffhausen:Der Rheinfall wird zum Reinfall
Marco Latzer

Touristenführer Rajesh Khanderia (66) schaut genervt zum Rheinfall hinüber. Kein Wunder, denn die Ticketpreise für die beliebte Felsenfahrt mit dem Boot sind seit seinem letzten Besuch durch die Decke geschossen. Für Erwachsene kostet die Gaudi nun statt zehn deren 20 Franken. Und der Preis für Kinder hat sich von fünf auf 15 Franken verdreifacht!

«Es ist eine traurige Entwicklung. Auch beim Eiffelturm haben sich letztes Jahr die Preise verdoppelt. Mit mir reisen zwar viele Inder, bei denen Geld keine Rolle spielt. Aber wenn immer alles teurer wird, gefährdet dies das Geschäft», so der Guide.

«Das machen wir nicht mit!»

Liu Qian (38) teilt die Bedenken, sieht den Fehler aber bei den Gästen. «Die meisten kommen nur einmal in ihrem Leben an den Rheinfall. Über Preise will man sich dann nicht den Kopf zerbrechen müssen», sagt der Chinese.

Auffallend: Besonders europäische Gäste rümpfen ob der teuren Felsenfahrt die Nase. «Als wir die Preise sahen, haben wir uns gegen das Boot entschieden. Wir sind nicht gekommen, um uns ausnehmen zu lassen!», sagt Michael (49), Vater einer fünfköpfigen Familie aus dem deutschen Westfalen.

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Teure Fahrt: Wer mit dem Boot den beliebten Felsen im Rheinfall besteigen will, muss zukünftig deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Foto: Thomas Meier

Landsmann Alexander Arenz (29) und Freundin Gabriele Ulbricht (24) aus München sind gleicher Meinung. «Das machen wir nicht mit. Schliesslich wollen wir uns noch andere Sachen in der Schweiz anschauen!» Auch Einheimische verstehen den happigen Aufschlag nicht. «20 Franken für diese kurze Fahrt sind doch völlig überrissen», findet Hans Wäckerlin (81).

Anbieter steht in der Kritik

Und Jeanette Grünwald (41) erklärt ihrer Tochter Emma (9), dass sie sich den Rheinfall diesmal nur aus der Ferne anschauen darf. «Zu teuer», ist auch ihr Verdikt. «Ich bin aus der Region und kann mir nicht vorstellen, dass diese Rechnung aufgeht.»

Die zuständige Anbieterin Werner Mändli AG und ihr Geschäftsführer Thomas Mändli (46) stehen als Buhmänner da. «Der Rheinfall war bislang eine Billigdestination. Jetzt haben wir uns für eine Steigerung der Qualität und Exklusivität entschieden», erklärt er die Preisexplosion.

«Gehen davon aus, dass der Umsatz schrumpfen wird!»

Tatsächlich finden seit dieser Saison weniger Fahrten zum Felsen statt. Neu ist auch ein Reservationssystem im Einsatz. «Lästiges Anstehen fällt weg, dafür hat der Gast mehr Zeit, um am Ufer einen Kafi zu trinken», erklärt Mändli.

Zudem sehe kaum ein Kritiker, dass sein Unternehmen die Tarife für alle anderen Linien rund um den Rheinfall reduziert habe. Thomas Mändli beteuert: «Ich gehe davon aus, dass der Umsatz schrumpfen wird. Aber das ist uns die Qualität wert!»

Der Bootsherr vom Rheinfall wird sich wohl noch häufiger für sein neues Tarifregime rechtfertigen müssen. Denn unterdessen hat sich auch der Preisüberwacher eingeschaltet! «Ich habe mein Büro angewiesen, das Thema aufzunehmen», sagt Stefan Meierhans (49) zu BLICK.

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