Wildbrünzler verpissen die ganze Stadt St. Gallen
Pinkel-Alarm an der Olma

An der Olma stehen die neuen Toiletten, die tausende Franken gekostet haben, leer: Junge Männer urinieren im Freien und verpissen die ganze Stadt – nicht mal die 60 Franken Busse schrecken ab.
Publiziert: 15.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:00 Uhr
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Wildpinkler erleichtern sich an Marktständen.
Foto: Claudio Meier
Von Lea Gnos, Céline Krapf (Text)

Dienstagabend, 22.25 Uhr, mitten auf dem Jahrmarkt der Olma in St. Gallen. Ein junger Mann uriniert seelenruhig und in hohem Bogen auf die Strasse. Andere Olma-Gäste flanieren ungerührt vorbei – eine alltägliche Szene an der Landwirtschaftsausstellung.

Das Festareal gleicht zu später Stunde einer gigantischen öffentlichen Bedürfnisanstalt. Besonders Männern sind die wenigen Meter bis zum nächsten ordentlichen WC offenbar zu beschwerlich.

Panella-Standbetreiber Sharon Erni (28) ärgert sich über diese Zustände: «Wenn die Toiletten früh abgeschlossen werden und am Wochenende ist es besonders schlimm mit dieser Wildpinklerei. Ein schreckliches Bild!»

Und kein angenehmer Geruch. Dabei wurde in diesem Jahr extra das Toilettenkonzept verbessert. Kostenpunkt für alle Verbesserungsmassnahmen: 44'000 Franken. «Die WC sind besser signalisiert, beleuchtet und durch zwei zusätzliche Anlagen aufgestockt», sagt Roman Kohler von der Stadtpolizei St. Gallen.

Die mobilen Kabinen bleiben fast den ganzen Abend frei. Lieber pinkelt man nach einem Bier in der Most-Stube in Halle 5 in angrenzende Privatgärten. Dort hinterlassen die Brünzler oft auch grössere Spuren wie Kot und Scherben. «Wenn jemand an einen Busch uriniert, geht die Welt nicht unter», sagt Stapo-Sprecher Kohler, «meist geht es aber um Hauseingänge, Vorgärten und Marktstände, wo Anwohner und Schausteller die Leidtragenden sind.»

Dieses Jahr säubert erstmals eine Reinigungsfirma die privaten Vorgärten – jeden Morgen. Das ist eine der Massnahmen, die im Rückblick auf die letzte Olma eingeführt wurden. An den Kosten beteiligen sich unter anderem die Olma, die meisten Gastrobetreiber sowie Markthändler.

Die Polizei ist alarmiert und patrouilliert abends in Viererpatrouillen. 15 Wildpinkler wurden dieses Jahr bis jetzt erwischt. Keine angenehme Aufgabe für die Beamten: Oft sind die Ertappten betrunken, diskutierfreudig und uneinsichtig. Blechen müssen sie trotzdem: 60 Franken kostet der Sprutz. Knapp zehn Prozent der Bussen gehen an Frauen.

Fröhlich weitergepinkelt wird noch bis am 18. Oktober – aufputzen müssen es ja andere.

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