Mitte Juli wurde einem Rinderschänder (60) in St. Gallen der Prozess gemacht. Er wurde zu einer bedingten Geldstrafe von 11'000 Franken verurteilt. Nun schockiert ein ähnlicher Fall die Gemeinde Basadingen im Thurgau. Dort hat sich nämlich ein junger Mann (19) mehrmals an einer Appaloosa-Stute namens Really Sizzlin (30) vergangen, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet.
Und das bereits seit 2016. Damals schöpften die Besitzer schon Verdacht, dass etwas nicht stimmte. Denn die Stute verhielt sich merkwürdig. Kam jemand in der Nacht in den Stall? Um dies zu überprüfen, installierten die Besitzer eine Kamera im Stall. Und tatsächlich: Noch in der gleichen Nacht schlich ein Mann in die Scheune. Aber: Es war nicht zu erkennen, was der Unbekannte in der Scheune trieb.
Er wollte nur die eine Stute
Nach dieser Nacht tauchte der Pferdeschänder eine Weile nicht mehr auf. Doch im Juli ist er wieder da und stattet Really Sizzlin mehrere perverse Besuche ab. Die Stutenbesitzer alarmieren die Polizei, zeigen den Mann an. Am 8. August nehmen die Beamten einen Verdächtigen fest. Der 19-Jährige leugnet alles. Kurze Zeit später darf er die Wache wieder verlassen. Doch nur zwei Tage später wird er in flagranti erwischt.
Mit einem Bademantel schleicht er sich in die Scheune, steuert zielstrebig auf die Stute zu und will loslegen, als die Besitzer ihn erwischen. Sofort versucht er zu fliehen, wird aber nur wenig später von der Polizei gestellt. Nun wird gegen den Pferdeschänder wegen Tierquälerei ermittelt.
Frauen sind ihm zu anstrengend
Die Besitzer sind schockiert. «Wir haben gesehen, wie die Stute in die Ecke gedrückt wurde und er dabei war, sich an ihr zu vergehen. Auf mich wirkt er wie ein Roboter. Er spricht nicht mit den Pferden. Er weiss genau, dass er nur das eine will», so die Besitzerin in einem Gesprächsprotokoll, das BLICK vorliegt. Seine nächtlichen Besuche haben schlimme Folgen für das Pferd.
Die Scheide der Stute ist geschwollen und gerötet, heisst es im Bericht des Tierarztes. Damit aber nicht genug. Auch psychische Schäden hat das Tier erlitten. Es ist die Rede von einem Trauma, besonders gut am mangelnden Appetit zu erkennen. Möglicherweise hat er die Stute auch mit Medikamenten gefügig gemacht.
Reue für den Stuten-Missbrauch scheint der Pferdeschänder keine zu haben. Der Grund für seine nächtlichen Besuche: Frauen seien ihm zu anstrengend, Pferde seien da angenehmer. Das soll er zumindest bei der Polizeibefragung gesagt haben.
Rinder und Pferde besonders gefährdet
«Ihm könnte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren drohen», sagt Christine Künzli von der Stiftung Tier im Recht zu BLICK. In den meisten Fällen wird zwar eine Geldstrafe verhängt, doch es kam auch schon vor, dass ein Tierschänder ins Gefängnis musste. Entscheidend für das Urteil sind dabei nicht nur die körperlichen Beweise für den Missbrauch.
«Es ist schwierig zu bemessen, wie sehr das Tier gelitten hat. Doch zum Glück braucht es keine physischen Verletzungen für eine Verurteilung. Das war noch vor einigen Jahren anders. Nun wird auch die Würde des Tieres gewertet.»
Besonders gefährdet für diese Art von Missbrauch sind Rinder und Pferde. «Rinder und Pferde zählen sicher zu den beliebtesten Opfern. Denn entscheidend ist oftmals die Verfügbarkeit und die Zugänglichkeit zu den Tieren. In manchen Fällen spielt auch eine spezielle Zuneigung eine Rolle. Was genau in diesem Fall ausschlaggebend war, ist schwer zu sagen», sagt Tierschützerin Künzli.
Dass solche Fälle immer wieder vorkommen, liegt zum Teil auch an den milden Strafen, erklärt der ehemalige Tieranwalt und Präsident von Global Animal Law Antoine F. Goetschel: «Meiner Meinung nach müsste man hier ein höheres Strafmass anlegen. Ich bin für abschreckende, hohe Sanktionen. Es geht ja darum, den Täter in Zukunft und im Allgemeinen präventiv davon abzuhalten.» Dennoch: «Eine Geldstrafe kann viel mehr schmerzen als zum Beispiel drei Tage Gefängnis. Hier muss einfach mit einem härteren Mass gemessen werden. Egal, ob im Hinblick auf Geld- oder Freiheitsstrafe.» (jmh)