Weil er auf der «Schwarzen Liste» stand
Krankenkasse zahlte Therapie für Aids-Patienten (†50) nicht

In Chur ist Ende 2017 ein Mann an einer Begleiterkrankung von Aids gestorben. Er bat seine Krankenkasse mehrfach, eine Therapie zu bezahlen – diese weigerte sich jedoch, weil der Mann wegen Ausständen auf der schwarzen Liste stand.
Publiziert: 29.04.2018 um 08:15 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 02:25 Uhr
Die Kantone nehmen mit schwarzen Listen von säumigen Prämienzahlern offenbar Todesfälle in Kauf. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, starb in Chur Ende letzten Jahres ein HIV-positiver Mann, bei dem sich die Krankenkasse zuvor wegen Prämienausständen geweigert hatte, seine Medikamente zu vergüten.
Foto: GAETAN BALLY

Ende vergangenen Jahres starb im Spital Chur ein 50-jähriger Mann an einer Begleiterkrankung von Aids. Offenbar, weil die Krankenkasse ÖKK dem Mann eine wichtige Therapie nicht bezahlte. Wegen ausstehender Prämienzahlungen stand er auf der schwarzen Liste des Kantons Graubünden, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. In so einem Fall müssen Krankenkassen nur noch Notfälle bezahlen.

Mann bat zweimal um die Bezahlung einer Therapie

Der Fall sorgt für Entsetzen. Lisa Janisch, Geschäftsleiterin der Aids-Hilfe Graubünden, ist überzeugt: «Der Tod dieses Menschen hängt auch damit zusammen, dass sein Name auf der schwarzen Liste stand». So soll der Mann zweimal um die Bezahlung der Therapie ersucht haben. Einmal, als er HIV-positiv war und ein anderes Mal, als Aids bereits ausgebrochen war. Die ÖKK soll in beiden Fällen die Bezahlung verweigert haben.

«Wir dürfen vom Gesetz her nicht vergüten»

Die Krankenkasse will sich im Artikel der «SonntagsZeitung» nicht zum konkreten Fall äussern – aus Datenschutzgründen. Aber ein Sprecher der ÖKK bestätigt, dass HIV-positiven Patienten, die auf der schwarzen Liste stehen, die Medikamente nicht bezahlt werden. Das sei aber kein «reiner Entscheid» der ÖKK, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben. «Wir dürfen vom Gesetz her nicht vergüten, wenn jemand auf der schwarzen Liste eines Kantons steht», sagt der Sprecher. Das sei nur bei einem Notfall möglich.

Rund 33'000 Menschen auf der Schwarzen Liste

HIV-Medikamente kosten rund 2000 Franken im Monat. Immer mehr Menschen können ihre Krankenkassenprämien nicht mehr zahlen. Im Jahr 2016 beliefen sich die Ausstände für die Kantone aus Verlustscheinen auf 305 Millionen Franken. Wegen säumiger Zahler führten nebst Graubünden acht Kantone schwarze Listen ein. Heute sind über 33'000 Menschen darauf vermerkt. (fr/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?