Mit Blaulicht und Sirenen fuhren Polizei und Feuerwehr am 7. Juni nach Jonschwil SG zum Firmengelände der Turbal AG. Unbekannte hatten dort über Nacht ein Feuer gelegt. Inzwischen ist im Netz ein Bekennerschreiben aufgetaucht, das der linksextremen Szene zuzuordnen ist. Dieses Schreiben liegt «hallowil.ch» vor, wie die Seite schreibt.
Auslöser des Brandanschlages dürfte ein umstrittenes Projekt in der Türkei sein. Der Anschlag sei deshalb nicht gegen die Firma Turbal AG gerichtet gewesen, sondern gegen ihren Hauptkunden, die österreichische Firma Andritz, die an diesem Projekt beteiligt ist.
Anschlag galt der Andritz-Gruppe
Diese betreibt in Jonschwil ein technisches Büro. Der österreichische Teil der Andritz-Gruppe ist am Bau des sogenannten Ilisu-Staudamms beteiligt. Mit diesem Projekt soll der Tigris kurz vor der Grenze zu Syrien und dem Irak zu einem Wasserkraftwerk aufgestaut werden.
Weil für die Inbetriebnahme die türkische Stadt Hasankeyf und verschiedene archäologische Stätten überflutet werden würden, ist dieses Projekt stark umstritten. Wegen heftigem internationalen Protest war ein erster Anlauf des Projekts sogar gescheitert. Als es im Jahr 2009 neu lanciert wurde, zogen die Schweiz, Österreich und Deutschland ihre Kreditgarantien zurück. Ihrer Meinung nach seien die Auflagen für den Umwelt- und Kulturgüterschutz nicht erfüllt.
Nur Andritz Österreich ist am Projekt beteiligt
«Als Beitrag zu den internationalen Aktionstagen gegen den Ilisu-Staudamm in der Türkei haben wir in der Nacht vom 7. Juni bei der österreichischen Baufirma Andritz in Jonschwil Feuer gelegt: Kriegs-Profiteure, Faschismus-Kollaborateure und Umwelt-Zerstörer sind angreifbar», steht im Bekennerschreiben. Unterhalb des Textes sei ein Andritz-Firmenauto abgebildet. Unter dem Auto liege eine braune Flasche, an der etwas befestigt sei. Ob es sich dabei um eine Brandvorrichtung oder nur um eine Attrappe handelt, sei nicht klar.
Laut dem Bekennerschreiben seien heute nur noch wenige internationale Firmen an diesem Projekt beteiligt. Unter anderem auch die Firma Andritz Österreich. Doch der Geschäftsführer der Firma Turbal AG, Lukas Hugentobler, dementiert: Andritz Österreich sei am Staudamm-Bau beteiligt, Andritz Jonschwil aber nicht.
«Turbal und auch Andritz Jonschwil konzentrieren sich auf Kleinwasserkraft. Für Grosskraftwerke wie jenes in der Türkei liefern wir weder Technologie noch Waren. Wir sind nicht involviert. Deshalb ist die Sache für uns erledigt.» Der vermutliche Brandanschlag habe bei ihm aber ein «mulmiges Gefühl» hinterlassen, sagt Hugentobler.
Staatsanwaltschaft ermittelt in alle Richtungen
«Die Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen unbekannte Täterschaft wegen versuchter Brandstiftung eröffnet. Die Ermittlungen in alle Richtungen laufen», bestätigt Beatrice Giger von der Staatsanwaltschaft St. Gallen gegenüber «hallowil.ch». Ob es inzwischen bereits zu Festnahmen gekommen sei, wollte sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgeben. (frk)