Massiver Ärger im idyllischen Weesen SG. Das Projekt «Café am See» ist für viele Einwohner ein rotes Tuch. Die geplante Überbauung sticht durch Form und Höhe unübersehbar ins Auge, die Architektur ist ziemlich markant. «Wir lassen uns das Ortsbild nicht von diesem Klotz ruinieren», sagt Martin Stöckli (62). Zusammen mit Gleichgesinnten der IG Kein Koloss hat der Rentner mit einer Petition über 1700 Unterschriften gegen den Bau gesammelt.
Koloss-Gegner fordern Stopp oder Abstimmung
Mitstreiter Xaver Bisig (61) sagt: «Die Promenade ist das Tafelsilber von Weesen. Wir dürfen es nicht einfach so verscherbeln. Dieses Café ist ein Koloss!» Der Ärger richtet sich auch gegen die Gemeinde, weil sie das Projekt trotz grossen Widerstands nicht stoppt.
Bloss: Die Stimmbürger gaben vor zwei Jahren an der Gemeindeversammlung selbst den Auftrag, eine Überbauung zu planen. Im Projektwettbewerb kürte eine Jury das «Café am See» zum Sieger, ein Zürcher Architekturbüro erhielt den Zuschlag. «Das war damals alles sehr vage. Die Bürger konnten sich keine Vorstellung machen, wie das Projekt am Schluss aussehen würde», sagt Martin Stöckli. Darum brauche es jetzt einen neuen Entscheid. «Wir leben hier doch nicht in einer Diktatur!», fügt Xaver Bisig an.
Die Gemeinde steht unter Druck
Kommt es wirklich so weit? Der Gemeinderat habe die Petition noch nicht beantwortet, sagt Gemeindepräsident Marcel Benz (55): «Zuerst müssen alle Fakten auf den Tisch. Wir wollen wissen, ob uns bei einem Stopp Konsequenzen drohen.» Konkret: Ob Weesen von den Wettbewerbsbeteiligten auf Schadensersatz verklagt werden könnte.
Unterdessen haben auch die Planer reagiert und ein Stockwerk am Bau gestrichen. «Das ist doch nur eine Mogelpackung», ärgert sich Käthy Häseli (74). Ihr Fazit: Der Koloss ist zwar niedriger, dafür aber breiter geworden. Stimmt nicht, meint der Gemeindepräsident. Es scheint in Stein gemeisselt, dass beide Seiten hart bleiben.