Es war ein Grusel-Fund: In einem heruntergekommenen Einfamilienhaus in Müllheim TG entdeckt das Thurgauer Veterinäramt am vergangenen Donnerstag 21 tote Katzen in einem Tiefkühler (BLICK berichtete).
Herzlos: Die Büsi wurden nicht nur eingefroren, sondern auch zusammen mit herkömmlichen Lebensmitteln eingelagert! Drei weitere Katzenkadaver liegen draussen in einem Gartenhäuschen. Sie wurden in Plastiksäcke gepackt.
Bei der verantwortlichen Katzen-Besitzerin handelt es sich um Brigitte D.* (48). Im Internet inszeniert sie sich selbst als Katzenretterin, vertreibt in einem Shop auch Futter und Tier-Spielzeug.
Ihren Lieblingen fehlt es an allem
«Wie beim Menschen ist auch bei unseren tierischen Mitbewohnern eine vernünftige Ernährung Grundlage für ein gesundes Leben», heisst es dort sogar.
Den Tieren von D., darunter auch Hunde, Wüstenmäuse, Hühner und Kaninchen, fehlt es nämlich am Nötigsten. Sie leben unter hygienisch haarsträubenden Bedingungen, sind vernachlässigt und gesundheitlich angeschlagen.
Alleine von den 18 noch lebend beschlagnahmten Katzen musste das Veterinäramt inzwischen deren zehn von ihren Leiden erlösen. Doch über die Hintergründe will Tiermessie Brigitte D. nicht sprechen.
Brigitte D. will nicht über Tiefkühl-Katzen sprechen
Als BLICK sie auf den Fund in ihrem Tiefkühler und die verwahrlosten Tiere anspricht, verschwindet die Frau wortlos in ihrem Haus. Nur Minuten nach dem Kontaktversuch droht D., gegen die ein Verfahren wegen Verstosses gegen die Tierschutzgesetzgebung läuft, per E-Mail mit einer Anzeige.
Dabei ist die Tierhalterin alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Ein Video aus dem Jahr 2009 (siehe oben) beweist eindrücklich, dass die Verhältnisse schon damals prekär waren.
Daraus resultierte damals ein Teiltierhalteverbot für die Chaos-Züchterin. Das Veterinäramt machte ihr die Auflage, ihren Bestand auf fünf Katzen zu reduzieren. Kontrolliert, ob D. dies wirklich beherzigt hat, wurde anscheinend nicht. Zumindest wird eine entsprechende Frage nur ausweichend beantwortet.
Hat der Kantonstierarzt ein Kontroll-Problem?
Der umstrittene Kantonstierarzt Paul Witzig (63) lässt via Mediensprecherin ausrichten, man habe nebst den landwirtschaftlichen Betrieben auch 17'000 Hunde- und noch mehr Katzenhalter im Thurgau. Daher «kann das Veterinäramt aus ressourcentechnischen Gründen unmöglich sämtliche Tierhalter regelmässig kontrollieren».
Fest steht, dass unter Witzigs Amtsführung ein gültiges Teiltierhalteverbot wieder nicht umgesetzt wurde. Das war schon in Hefenhofen der Fall, als Ulrich K.** (50) statt der ihm auferlegten 60 rund 180 Pferde in seiner Skandalzucht hielt.
Ansonsten hat K. mit Brigitte D. aber nicht viel gemeinsam. Während er aus mutmasslichem Gewinnstreben handelte, dürfte bei ihr fehlgeleitete Tierliebe im Spiel gewesen sein.
Vor allem aus Spanien, aber auch aus Ländern wie Weissrussland soll sie eine Vielzahl angeschlagener Katzen bei sich aufgenommen haben, ohne sie angemessen zu versorgen oder sozialisieren zu können.
Tiermessie durch und durch
Unterstützung hatte die Frau laut Tierschützern dabei von ihrer Schwester Mathilda D.* (44), die in Illhart TG unter ähnlich chaotischen Zuständen lebt. Laut dem Thurgauer Veterinäramt sei es möglich, dass man es bei Brigitte D. mit «animal hoarding», also einer Tierhorterin, zu tun habe.
«Betroffene Personen sind nicht mehr in der Lage, auf die Haltungsmängel und die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der eigenen Person oder der Haushaltsmitglieder zu reagieren», so das Amt.
Folglich könnte Tiermessie D. nun von den Behörden endgültig aus dem Verkehr gezogen werden. Es dürfte für sie ein totales Tierhalteverbot absetzen.
*Name geändert
**Name bekannt