Es war ein schwerer Tag im Leben von Fredi Keller (63). Gestern wurde vor dem Bezirksgericht Frauenfeld der tragische Tod seiner Tochter Delphine († 24) verhandelt. Sie starb bei Aufräumarbeiten des örtlichen Openairs (BLICK berichtete).
Keller, ehemaliger Landwirt aus Schweizersholz TG, hadert mit dem Schicksal: «Ich wünsche mir, dass so ein tragischer Vorfall nie mehr passiert.» Auch deshalb forderte er für die beiden Angeklagten eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung.
Rückblick: Am 10. Juli 2012 räumt Delphine nach Ende des Openairs Frauenfeld mit anderen Helfern das Gelände auf. Ein fürchterlicher Sturm zieht auf. Sie flüchtet in ein Zelt. Doch der Unterschlupf reisst aus der Verankerung, und 500 Kilo schwere Bodenplatten schleudern durch die Luft. Herumfliegende Teile treffen die junge Frau und einen weiteren Helfer (21). Beide werden schwer verletzt. Delphine so schwer, dass sie noch in der gleichen Nacht stirbt.
Verantwortlich für ihren Tod sind laut Anklage zwei Mitarbeiter des Openairs: Bauchef Kurt G.* (63) und der Koordinator der Hilfskräfte, Marcel M.* (25). Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Trotz Sturmwarnung ordneten die beiden Verantwortlichen keine Evakuierung des Geländes an.
Das Gericht ist anderer Ansicht und spricht beide frei. «Das Unwetter war nicht vorhersehbar. Die Frage der Vermeidbarkeit kann daher nicht geklärt werden», begründet die Richterin ihren Urteilsspruch.
Für Delphines Vater Fredi Keller ist der Urteilsspruch ein Schlag ins Gesicht: «Es ist schwierig, das so zu akzeptieren. Das Wetter war vorhersehbar. Ich bin sehr enttäuscht.»
Er sagt, um 15.15 Uhr habe es sogar eine Sturmwarnung der Stufe drei gegeben. Das habe gestern bei der Verhandlung keine Rolle gespielt. «Ich bin sicher, meine Tochter würde noch leben, wenn die Angeklagten das Wetter besser beachtet hätten.»
Das Unglück geht auch den Freigesprochenen noch immer nahe. Bauchef Kurt G. sagte im Schlusswort: «Ich habe so ein Unwetter noch nie erlebt. Dass das Unglück passiert ist, tut mir leid.» Student Marcel M. geht noch weiter: «Das, was passiert ist, ist das Schlimmste in meinem ganzen Leben.»
Delphines Tod hat ein Loch in die Familie gerissen. «Wir denken eigentlich immer an sie», sagt der Vater. «Jeden Tag. Heute wäre sie schon Sekundarlehrerin. Sie fehlt uns so sehr.»