Vater (33) und Sohn (8) sterben im Walensee
Wie kann man hier ertrinken?

Ein unscheinbarer, flaches Kiesdelta am kühlen Walensee wurde zur Todesfalle für einen Vater (33) und seinen Sohn (8). Wie konnte das geschehen?
Publiziert: 06.07.2015 um 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 19:35 Uhr
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Bei der Einmündung des Bachs Seez in den Walensee wurden Vater (†33) und Sohn (†8) in die Tiefe gezogen.
Foto: Kapo SG
Von Angela Müller

Der Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen beschreibt die Situation am Unglücksort treffend: «Bei der Einmündung steht das Wasser nur knöcheltief, doch nach ein paar Metern geht es im See steil in die Tiefe.» Die Idylle des flachen Kiesstrands täuscht.

Gestern kam es hier zum Drama, zwei Menschen sind tot: Ein 33-Jähriger Vater, der in der Region wohnt und aus Deutschland stammt, wollte vermutlich seinem 8-jährigen Sohn helfen (Blick.ch berichtete). «Beide wurden in die Tiefe gezogen», schreibt die Polizei.

«Wir sind noch immer sprachlos», sagt Werner Schnider, Gemeindepräsident von Walenstadt.

Denn es ist nicht das erste Mal, dass der Walensee an dieser Stelle jemanden verschluckt.

14. Juli 2003: Ein fünfjähriger Bub aus Deutschland badete zusammen mit seinen Eltern und der drei Jahre älteren Schwester bei der Seez-Mündung.

2003 starb ein Bub aus Deutschland an der selben Stelle

«Die beiden Geschwister wurden von der Strömung des Flusses in den See hinausgetrieben», schrieb das St. Galler Tagblatt damals. Das Mädchen konnte sich retten, den Buben musste die Seepolizei in 18 Metern Tiefe vom Seegrund bergen.

«Wir haben danach mehrere Warntafeln aufgestellt», sagt Schnider. Leider haben sie gestern nichts genützt. Am heissen Sommersonntag waren offenbar so viele Badegäste am Strand in Walenstadt, dass einige ins Seezdelta ausgewichen sind.

«Ich weiss nicht, weshalb die Tafeln ignoriert wurden, es ist hier völlig ungeeignet zum Baden», sagt Schnider. «Wir suchen nun nach neuen Lösungen.»

Strömungen und Wirbel beim Abbruch der Kiesbank

Auch andere Einheimische sagten zu Blick.ch, dass ihnen die Gefährlichkeit der Stelle sehr wohl bekannt sei, dass man auch gut sehe, wo sich im See bei der Bacheinmündung eine Art Wasserwalze befinde.

«Flussdeltas sind enorm gefährlich», warnt Kurt Reich,  von der St. Galler Seepolizei und der Schweizerischen Seerettungsgesellschaft. «Gerade auch das Seezdelta ist dauernd in Bewegung und nach jedem Gewitter sieht es anders aus.» Die Strömungen und Wirbel seien hier, nachdem die Kiesbank abbricht, besonders stark. 

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