Sabit K.* (52) aus Flawil SG ist am Boden zerstört. Nur wenige Stunden nach seinem Geburtstag hat er seinen Sohn Lendrit verloren. «Bevor er mit seinen Freunden raus ist, hat er mich noch einmal ganz fest gedrückt und meinte, dass er mich nie allein lassen werde», sagt der Vater zu Blick. «Jetzt fühlt es sich so an, als ob er da bereits eine Vorahnung hatte.»
Der 18-Jährige war in der Nacht auf Samstag mit drei Freunden unterwegs, als es zu einem schweren Unfall kam. Gemäss der Polizei fuhren die vier Männer (zwischen 18 und 21) gegen 3 Uhr nachts von Urnäsch AR in Richtung Schwägalp unterwegs, als der Lenker kurz vor der Steinflue die Kontrolle über das Auto in einer Rechtskurve verlor.
Unfallauto war ein Golf
«Nachdem wir am Freitagabend meinen Geburtstag gefeiert hatten, sagte er gegen 22.30 Uhr, dass er mit Freunden raus möchte, und fragte, ob er dann mein Auto haben dürfe», sagt Sabit K. «Ich habe es ihm erlaubt.»
Lendrit sei dann mit dem Mercedes nach Gossau SG gefahren, habe das Auto dort aber auf einem Parkplatz stehen lassen. Die Gruppe sei mit einem Golf weiter. Dieser gehörte laut Sabit K. dem Lenker, der auch unter den Toten sein soll. Gemäss Recherchen von Blick handelt es sich beim zweiten Opfer um einen Teenager aus Gossau, der Wurzeln in der mazedonischen Stadt Kumanova hat.
Unbeantwortete Anrufe
«Als ich am Samstagmorgen aufstand, um zur Arbeit zu gehen, sah ich, dass seine Zimmertüre noch offen stand und er noch gar nicht zu Hause war. Also rief ich ihn an – mehrmals.» Doch die Anrufe bleiben unbeantwortet. «Weil Lendrit aber mein Handy so eingerichtet hat, dass ich seinen Standort jeweils sehe, wusste ich, wo er sich aufhält. Also bin ich dahin gefahren.» Er sei direkt zum Unfallort geführt worden.
Schon von weitem habe er die Feuerwehrautos und all die Lichter gesehen, so Sabit K. «Da wusste ich, dass wohl etwas Schlimmes passiert ist.» Kurz darauf hatte er Gewissheit: Lendrit ist unter den beiden Toten.
Beerdigung im Kosovo
«Mein Herz ist in 1000 Stücke zersprungen», sagt Vater Sabit. «Er ist stets mit allen gut ausgekommen, war intelligent und zielstrebig. Er machte gerade sein drittes Lehrjahr in der Verwaltung der Gemeinde Gossau.» Für Lendrit seien Familie und Freunde ganz oben gestanden. So auch seine Religion.
Doch nun heisst es Abschied nehmen: «Heute konnten alle Lendrit noch besuchen. Morgen fliegen wir mit ihm in den Kosovo, wo er beerdigt wird.»
Lendrit habe auf dieser Welt klar seine «liebevollen Spuren» hinterlassen: «In den letzten zwei Tagen haben uns 500 Personen besucht, und viele seiner Freunde werden mitreisen. Das zeigt uns, wie sehr er respektiert und geliebt wird.»
All denen möchte der Vater danken, einen besonderen Dank möchte er aber auch den Einsatzkräften – allen voran der Polizei – aussprechen: «In meinem dunkelsten Moment haben sie es geschafft, mich zu beruhigen. Das werde ich ihnen nie vergessen!»
*Name bekannt