Thurgauer Regierung gibt Fehler im Fall Hefenhofen zu
Alle sind schuld, aber niemand muss gehen

Über ein Jahr hüllten sich die Thurgauer Behörden im Skandal von Hefenhofen in Schweigen. Heute sollen mit der Veröffentlichung des längst erwarteten Untersuchungsberichts Fakten geschaffen werden.
Publiziert: 31.10.2018 um 08:34 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2018 um 14:45 Uhr
«Es tut uns leid»
3:33
Untersuchungsbericht im Fall Hefenhofen:«Es tut uns leid»
Marco Latzer

Die Fakten sprechen schon im Vorfeld für ein überfordertes Veterinäramt und eine kantonale Regierung, die ihre eigenen Behörden nur ungenügend kontrolliert. Nur so lässt es sich bisher erklären, wie Pferdezüchter Ulrich K.* (50) aus Hefenhofen TG über viele Jahre hinweg ungestört Tiere halten und quälen konnte.

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Hefenhofen und sein Skandalhof versetzten die Schweiz im Sommer 2017 in Aufregung.
Foto: Marco Latzer

Denn klar scheint: Erst die Schockbilder einer mutigen Hof-Insiderin, welche der BLICK im letzten Sommer veröffentlichte, beendeten die Ära des Wegschauens und Nicht-Handelns im Kanton Thurgau. 

Um die Missstände nach der unter dem Druck der Öffentlichkeit erfolgten Hofschliessung doch noch detailliert aufzuarbeiten, wurde durch die Regierung eine externe Untersuchungskommission unter der Leitung von Hanspeter Uster (60) eingesetzt.

Fliegt der Kantonstierarzt raus?

Diese präsentiert heute ihren Abschlussbericht an einer Medienkonferenz in Frauenfeld TG. Die ausführliche Analyse, deren Veröffentlichung sich wegen grosser Aktenberge vom Sommer in den Spätherbst verschoben hat, darf mit grossem Interesse erwartet werden.

Dies einerseits, weil in der Schweiz erstmals der Vollzug des Tierschutzgesetzes eines Kantons in der Praxis unter die Lupe genommen wird, und zum anderen, weil vom Erscheinen des Berichts letztlich die Glaubwürdigkeit des Thurgaus abhängt. Die methodisch-nüchterne Publikation wirft somit automatisch auch Personenfragen auf.

Werden die Thurgauer wirklich an Kantonstierarzt Paul Witzig (63) festhalten, der sich bei Ulrich K. nicht mehr auf den Hof traute? Und wie zieht sich Regierungsrat Walter Schönholzer (52) aus der Affäre? Dieser hatte beim renitenten Tierhalter bis zuletzt auf eine fehlgeschlagene «Deeskalationsstrategie» gesetzt.

Klar ist: Schönholzer hält nach der Vorstellung des Untersuchungsberichts, in Begleitung von Regierungspräsidentin Cornelia Komposch (54), eine eigene Medienkonferenz ab. 

 *Name der Redaktion bekannt 

Die Lehren aus dem Fall Hefenhofen

Für Tierfreunde änderte sich mit dem Fall Hefenhofen so ziemlich alles. Erstmals hielt ein Tierschutz-Skandal während Tagen die ganze Schweiz in Atem.

«Ohne den BLICK würde das Verfahren gegen diesen Bauern höchstwahrscheinlich noch immer vor sich hin dümpeln», vermutet Hans-Ulrich Huber (62), Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes (STS).

Veterinärämter stehen in der Pflicht

Nach den Ereignissen in Hefenhofen sei es für Bauern und Behörden schwieriger geworden, Verstösse gegen die Tierschutzgesetze zu vertuschen.

Von der Thurgauer Untersuchungskommission hält Huber wenig: «Die ist wohl in erster Linie als Massnahme zur Beruhigung des Volkes gedacht. Viel wichtiger ist, was derzeit in Bundesbern geschieht.»

Hoffen auf mehr unangemeldete Kontrollen

Konkret spielt er auf das Agrarpaket 18 an, das sich derzeit in der Vernehmlassung befindet. Es will Bauern genauer auf die Finger schauen. «Vor zehn Jahren waren wir bei praktisch null Prozent unangemeldeten Kontrollen auf Bauernbetrieben. Ab 2019 werden es 40 Prozent sein. Das ist schlichtweg sensationell!»

Bloss: Viele der kantonalen Veterinärämter hielten die Vorgaben aus Bern in der Vergangenheit nicht ein. Der Quälhof soll dies ändern. «Die Zahlen werden sich bessern, Sie werden sehen», prognostiziert Huber.

Bauern sollen sich gegenseitig aus der Patsche helfen

Einen positiven Einfluss sieht auch Markus Ritter (51), Präsident des Schweizer Bauernverbandes. «Hefenhofen hat uns sensibilisiert, gerade bei Überforderung genauer hinzuschauen.» Hier wolle man verbandsintern Hilfestellungen anbieten, um betroffenen Landwirten aus der Patsche zu helfen.

Bei aussichtslosen Fällen fordert hingegen auch der höchste Landwirt des Landes ein entschlossenes Durchgreifen der Behörden. «Der Halter ist während 365 Tagen für seine Tiere verantwortlich. Wenn eine Person damit nicht klarkommt, ist es sinnvoller, wenn diese Person keine Tiere hält.» Dies gelte sowohl für Nutz- als auch für Haustiere.

Für Tierfreunde änderte sich mit dem Fall Hefenhofen so ziemlich alles. Erstmals hielt ein Tierschutz-Skandal während Tagen die ganze Schweiz in Atem.

«Ohne den BLICK würde das Verfahren gegen diesen Bauern höchstwahrscheinlich noch immer vor sich hin dümpeln», vermutet Hans-Ulrich Huber (62), Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes (STS).

Veterinärämter stehen in der Pflicht

Nach den Ereignissen in Hefenhofen sei es für Bauern und Behörden schwieriger geworden, Verstösse gegen die Tierschutzgesetze zu vertuschen.

Von der Thurgauer Untersuchungskommission hält Huber wenig: «Die ist wohl in erster Linie als Massnahme zur Beruhigung des Volkes gedacht. Viel wichtiger ist, was derzeit in Bundesbern geschieht.»

Hoffen auf mehr unangemeldete Kontrollen

Konkret spielt er auf das Agrarpaket 18 an, das sich derzeit in der Vernehmlassung befindet. Es will Bauern genauer auf die Finger schauen. «Vor zehn Jahren waren wir bei praktisch null Prozent unangemeldeten Kontrollen auf Bauernbetrieben. Ab 2019 werden es 40 Prozent sein. Das ist schlichtweg sensationell!»

Bloss: Viele der kantonalen Veterinärämter hielten die Vorgaben aus Bern in der Vergangenheit nicht ein. Der Quälhof soll dies ändern. «Die Zahlen werden sich bessern, Sie werden sehen», prognostiziert Huber.

Bauern sollen sich gegenseitig aus der Patsche helfen

Einen positiven Einfluss sieht auch Markus Ritter (51), Präsident des Schweizer Bauernverbandes. «Hefenhofen hat uns sensibilisiert, gerade bei Überforderung genauer hinzuschauen.» Hier wolle man verbandsintern Hilfestellungen anbieten, um betroffenen Landwirten aus der Patsche zu helfen.

Bei aussichtslosen Fällen fordert hingegen auch der höchste Landwirt des Landes ein entschlossenes Durchgreifen der Behörden. «Der Halter ist während 365 Tagen für seine Tiere verantwortlich. Wenn eine Person damit nicht klarkommt, ist es sinnvoller, wenn diese Person keine Tiere hält.» Dies gelte sowohl für Nutz- als auch für Haustiere.

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