Heftige Regenfälle haben die Ostschweiz in der Nacht auf heute auf Trab gehalten. Allein im Kanton St. Gallen sei die Feuerwehr in der Nacht mehr als 270 mal ausgerückt, teilte die Kantonspolizei heute Morgen mit. Bis am späten Nachmittag waren es bereits über 620 Einsätze. Rund 100 Notrufe gingen in Appenzell Ausserrhoden ein. Verletzt wurde nach jetzigem Erkenntnisstand der beiden Polizeien niemand.
Im Ostschweizer Kanton wurden der Polizei zufolge unzählige Keller und Garagen überflutet, und mehrere Strassen mussten nach Hangrutschen gesperrt werden. Die Situation habe sich jedoch gegen Abend entspannt. Praktisch alle Kantonsstrassen können am Samstagabend wieder befahren werden – mit einer Ausnahme: Die Nebenstrasse von Lutzenberg nach Walzenhausen.
Gegen Abend hat sich die Lage auch im Kanton St. Gallen wieder stabilisiert, teilt die Polizei mit. Weil es am Abend wieder zu Regenfällen kommen dürfte, rechnet man zwar mit weiteren Einsätzen – diese dürften jedoch geringer ausfallen. In der Nacht auf Sonntag dürfte sich die Lage weiter beruhigen. Obwohl es Geologen zufolge keine besonders kritischen Stellen gibt, sind Hangrutschungen und Murgängen weiterhin nicht auszuschliessen.
Einkaufszentrum unter Wasser
Besonders schlimm traf es das Rheintal. Die Feuerwehr pumpte zahlreiche Keller aus, zudem stand sie wegen mehrerer verschütteter Strassen im Einsatz. So sind die Strassen von Altstätten nach Trogen und Gais wegen Erdrutschen gesperrt, eine Strasse wird durch einen umgestürztes Schuppen blockiert. Das Gebäude gehöre dem Bauamt Altstätten, sagt Ralph Dietsche vom Regionalen Führungsstab Oberes Rheintal. Der Schopf wurde als Lager genutzt.
In St. Margrethen stand am Morgen das Einkaufszentrum Rheinpark teilweise unter Wasser. Der Parkplatz sowie mehrere Geschäfte im Untergeschoss seien überflutet, berichtete ein Leserreporter. Die Autobahneinfahrt St.Margrethen in Richtung Sargans musste gesperrt werden.
Auch der öffentliche Verkehr ist betroffen: Zwischen Trogen und Speicher habe der Bahnverkehr eingestellt werden müssen, teilt die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden mit. Und auch der Betrieb der Schiffslinie zwischen Rorschach Hafen (See) und Rheineck Schifflände wurde eingestellt.
Altstätten war vorbereitet
Dank der Massnahmen, die man nach dem heftigen Unwetter 2014 getroffen habe, hätten grössere Schäden abgewendet werden können, sagt Dietsche. So waren unter anderem Kameras und Sensoren am Dorfbach installiert worden. Auch Hochwasser-Schutzwände waren gebaut und ein Alarmsystem für die Bevölkerung installiert worden.
Dietsche geht davon aus, dass nach der Nacht auf heute das Schlimmste vorüber ist. Nach wie vor regne es intensiv, berichtete er am Morgen. Jetzt beobachte man die Lage genau. Wegen Hochwassergefahr unter Beobachtung stehen laut Kantonspolizei insbesondere der Binnenkanal im Rheintal und der Linthkanal in Schänis.
Um die Unmengen an Anrufen zu bewältigen, hat die Leitzentrale der Kantonspolizei St. Gallen das Personal stark aufgestockt. Die Feuerwehren seien je nach Region teilweise im Dauereinsatz gestanden, schreibt die Behörde. Weil so viel zu tun ist, komme es zu Verzögerungen.
Und auch in anderen Kantonen sorgen die heftigen Regenfälle für Arbeit. Die Kantonspolizei Schwyz teilt mit, dass auch in ihrem Kanton die Feuerwehren wegen überfluteter Keller und vereinzelten Erdrutschen im Einsatz standen.
Bis morgen regnet es weiter
Seit Mittwoch hat eine Kaltfront die Schweiz fest im Griff. Schiffte es erst im Tessin wie aus Kübeln, hat sich der Schwerpunkt des Niederschlags gestern Morgen in die Ostschweiz verlagert. Die höchste Regenmenge wurde laut Cédric Sütterin von MeteoNews in Oberriet SG registriert. Dort fielen seit Mittwoch über 180 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist deutlich mehr, als sonst durchschnittlich in einem ganzen Monat vom Himmel kommt.
Voraussichtlich bis morgen Vormittag würden die Schauer noch anhalten, sagt Sütterlin. Die Regenstärke lasse in der Ostschweiz aber zunehmend nach. (lha)