Am 16. Februar 2015 kam es in einer Industriehalle an der Alten Landstrasse in Altstätten zu einer Schiesserei. Die St. Galler Kantonspolizei entdeckte danach eine riesige Hanfanlage. Rund ein Jahr nach der Tat hat die Staatsanwaltschaft heute Details zum Überfall bekannt gegeben und über den Stand der Untersuchung informiert.
Angreifer verkleideten sich als Polizisten
Den Untersuchungen zufolge waren es sechs Männer gewesen, die in der Nacht auf den 16. Februar gewaltsam in die von zwei Aufpassern bewachte Hanfanlage eindrangen. Einige von ihnen trugen Westen mit der Aufschrift «Polizei». Sie setzten Störsender ein, damit die Bewacher keine Verstärkung herbeirufen konnten.
Einer der Angreifer schoss mehrmals mit einer kurzläufigen Schrotflinte auf die Aufpasser und verletzte sie dabei schwer. Wie BLICK letztes Jahr berichtete, handelt es sich bei einem der Angreifer um den berüchtigten Posträuber Dieter Müller (40). Der ehemalige TV-Verkäufer und vier Kumpel hatten im September 1997 die Zürcher Fraumünster-Post überfallen und 53,1 Millionen Franken erbeutet.
Die St. Galler Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich beim Schützen von der Hanfplantage in Altstätten um Müller handelt.
Die Angreifer fesselten die beiden verletzten Hanfplantagen-Bewacher und verlangten Geld und Marihuana. Als sie realisierten, dass sich einer der beiden Männer in Lebensgefahr befand, brachen sie den Überfall ab und flohen. Einer der Täter alarmierte noch die Rettungsdienste.
Sonderkommission, Auswertung von Telefondaten
Die Ermittlungen erstreckten sich auf fünf Kantone. Es wurde eine Sonderkommission gebildet. Unter anderem brachte die Auswertung der Daten von Telefonen und anderen technischen Geräten die Polizei auf die Spur der Angreifer, die verhaftet werden konnten.
In der Hanfplantage wurden rund 10'000 Hanfpflanzen sichergestellt. Im Lauf der Untersuchungen wurden insgesamt 28 Personen verhaftet, 24 davon sind Schweizer. Es gab 38 Hausdurchsuchungen. Sechs weitere Hanfanlagen wurden entdeckt. Laut Roman Dobler, Sprecher der St. Galler Staatsanwaltschaft, könne man nicht von organisiertem Verbrechen sprechen. Es sei eine Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppierungen gewesen.
Mehrfache versuchte Tötung
Die Staatsanwaltschaft hat den vorbestraften Posträuber Müller unter anderem wegen mehrfacher versuchter Tötung angeklagt und fordert für ihn eine unbedingte Freiheitsstrafe von elf Jahren.
Für die anderen Angreifer verlangt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen Raub, versuchter Körperverletzung und anderen Delikten Freiheitsstrafen zwischen zweieinhalb und vier Jahren. Die Untersuchung gegen die Betreiber der Hanfproduktionsanlage ist noch nicht abgeschlossen. (noo/SDA)