Um kurz vor 9 Uhr betreten zwei Männer die Kantonalbank-Filiale in Sevelen SG. Offensichtlich handelt es sich bei ihnen nicht um gewöhnliche Kunden. Sie sind dunkel gekleidet, tragen Schutzwesten, schwarze Helme, Sturmhauben und Kampfstiefel. Sie könnten zu einer Interventionseinheit der Polizei gehören.
Doch die Absichten der beiden Männer sind andere. Mit vorgehaltener Pistole und in gebrochenem Deutsch fordern sie das Personal auf, Bargeld auszuhändigen. Ihre Beute – insgesamt mehrere Zehntausend Franken – stecken sie in einen roten Dennersack, dann machen sie sich aus dem Staub.
Kontrollschild am Fluchtauto von Polizeiauto kopiert
Beim Überfall gingen die Täter laut Polizei «sehr professionell» vor. «So etwas ist absolut speziell. Der Aufwand, den die Täter betrieben hatten, ist sehr gross», sagt Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St. Gallen. Für Laien sei es kaum möglich zu erkennen, dass es sich dabei nicht um echte Polizisten handelte.
Offenbar ergriff das Duo nach dem Überfall in einem älteren blauen Skoda Octavia die Flucht. Auch dort überliessen die Täter nichts dem Zufall. Am Auto hatten sie zuvor gefälschte St. Galler Kontrollschilder montiert, welche sie von einem Patrouillenauto der Kapo St. Gallen kopiert hatten. Eine Fahndung nach den Männern ist immer noch im Gang. Gesucht werden zwei Täter, die zirka 175 und 180 Zentimeter gross sind.
«Ein normales Vorgehen»
Die Polizeipräsenz in der Region ist auch Stunden nach dem Überfall nicht zu übersehen. Mehrere BLICK-Leser berichten von Patrouillen in den Strassen und Polizisten an Autobahnausfahrten. «Hier sind überall Kontrollposten», sagt ein Augenzeuge.
Auf Anfrage von BLICK bestätigt die Polizei einen grösseren Einsatz. «Das ist ein normales Vorgehen», erklärt Sprecher Gian Andrea Rezzoli die vielen sichtbaren Polizisten im Gebiet.
Die Suche nach den Tätern sei nach wie vor im Gang. «Dabei werden neuralgische Punkte überwacht und Fahrzeuge kontrolliert», sagt Rezzoli weiter.
Nicht selber aktiv werden, sondern Polizei alarmieren
Verletzt wurde bei dem Überfall niemand. «Den betroffenen Mitarbeitenden geht es den Umständen entsprechend gut», schreibt die St. Galler Kantonalbank auf ihrer Homepage. Das Personal werde professionell betreut. Auf Anfrage von BLICK sagt die Bank, dass sich zum Zeitpunkt des Überfalls in der Niederlassung Sevelen keine Kundinnen oder Kunden befanden.
Der Überfall vom Donnerstag sei nicht der erste auf die Kantonalbank-Filiale in Sevelen. «Bereits im November 2013 wurde die Niederlassung in Sevelen am früheren Standort an der Hauptstrasse 50 Opfer eines Überfalls, bei dem mehrere Zehntausend Franken geraubt wurden», heisst es von der Bank.
Trotz der noch laufenden Fahndung der Täter besteht derzeit keine Gefahr für die Bevölkerung. Aber: «Da davon ausgegangen werden muss, dass die Täter noch immer bewaffnet sind, ist dennoch Vorsicht geboten», so Rezzoli. «Wenn jemand verdächtige Personen sieht, sollte man nicht selber aktiv werden, sondern die Polizei alarmieren.» Personen, die Angaben zum Tathergang, dem Fluchtauto oder den beiden Verdächtigen machen können, werden gebeten, sich bei der Kantonspolizei St. Gallen unter der Nummer 058 229 49 49 zu melden. (cat/nl)
Wissen Sie mehr zu dieser Story? Melden Sie sich bei uns via Whatsapp (079 813 80 41) oder per Mail (redaktion@blick.ch)
Wissen Sie mehr zu dieser Story? Melden Sie sich bei uns via Whatsapp (079 813 80 41) oder per Mail (redaktion@blick.ch)