Tödlicher Unfall in Staad SG
Totraser Pero B. will mildere Strafe

Pero B. (23), der Ende 2013 wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden war, steht drei Jahre nach dem Raserunfall von Staad SG nochmals vor Gericht. Sein Verteidiger fordert eine massiv mildere Strafe. Der Staatsanwalt will davon nichts wissen.
Publiziert: 20.01.2015 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:29 Uhr
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Cemal U. starb in diesem Wrack. Er war auf dem Heimweg, als er gerammt wurde.
Foto: Kapo SG

Pero B.* (23) war am 17. Januar 2012 betrunken mit seinem 420 PS starken BMW M3 von Rorschach SG in Richtung Rheineck SG gerast.

Er geriet auf die Gegenfahrbahn und rammte frontal den Kleinwagen des Pizzakuriers Cemal U.* (†53). Der vierfache türkische Familienvater wurde im Wrack eingeklemmt und starb noch am Unfallort.

Der Wagen von Cemal U. wurde durch die Wucht des Zusammenpralls etwa 40 Meter zurückgeschleudert. Unfallverursacher Pero B. und sein Mitfahrer kamen mit leichten Verletzungen davon.

Gemäss der Unfalluntersuchung war der Raser mit 105 bis 120 km/h durch die Tempo-50-Zone gefahren, als er die Kontrolle über das Auto verlor.

Freiheitstrafe von sechs Jahren

Das Bezirksgericht Rorschach verurteilte den Pero B. im Dezember 2013 wegen fahrlässiger Tötung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren.

Den Tatbestand der vorsätzlichen Tötung sah es nicht als erfüllt an. Laut dem vorsitzenden Richter ist nicht bewiesen, dass Pero B. willentlich den Tod von Menschen in Kauf nahm.

Verteidiger: Höchstens 30 Monate

Im Berufungsverfahren vor dem Kantonsgericht St. Gallen verlangte der Verteidiger des Beschuldigten Freisprüche vom Vorwurf der mehrfachen Gefährdung des Lebens und von den Verkehrsregelverletzungen.

Der 23-Jährige, der im vorzeitigen Strafvollzug sitzt, sei zu einer Freiheitsstrafe von höchstens 30 Monaten, davon 24 Monate bedingt mit einer Probezeit von zwei Jahren, zu verurteilen.

Er habe sich weder mit Kollegen ein Rennen geliefert, noch habe er seinen Mitfahrern imponieren wollen, sagte der Verteidiger. Er habe zwar einen Fahrfehler begangen, den Tod des Pizzakuriers Cemal U. aber damit nicht in Kauf genommen.

Jugendlicher Leichtsinn?

«Ich habe aus jugendlichem Leichtsinn gehandelt», sagte der Beschuldigte vor Gericht. Ausserdem sei noch Alkohol im Spiel gewesen. Es tue ihm leid, dass er einen unschuldigen Familienvater aus der Welt gerissen habe. «In Zukunft werde ich die Finger von Autos und von alkoholischen Getränken lassen», sagte er.

Im Verhandlungssaal sassen sowohl die Familie des Täters als auch die Familie des Opfers. Cemal U. hinterliess vier Kinder und eine Witwe. Die Opferfamilie hatte Anschlussberufung erhoben. Ihr Vertreter forderte vor Gericht einen Schuldspruch wegen vorsätzlicher Tötung sowie eine angemessene Strafe.

Der Beschuldigte habe die Strecke gekannt und er habe von der Gefährlichkeit der Kurve in Staad gewusst. «Er wollte so schnell fahren und er hat es genossen», sagte der Klägervertreter. Durch die massive Aufprallgeschwindigkeit sei der Wagen des Opfers weggeschleudert und massiv zusammengedrückt worden.

Staatsanwalt: Berufung abweisen

Die Staatsanwaltschaft beantragte die Abweisung der Berufung. Er sprach von einem krassen Fehlverhalten von Pero B. Dieser sei mit seinem Supersportwagen wie ein Irrer gefahren und das nicht zum ersten Mal. In Deutschland sei ihm der Ausweis für zwei Monate entzogen worden.

Augenzeugen hätten berichtet, der Wagen sei am Unfallabend wie eine Rakete am Bodensee entlang geschossen. Ein Polizist habe sogar schon seine Kollegen informiert. Das Urteil steht noch aus. Es wird den Parteien schriftlich eröffnet.

*Namen der Redaktion bekannt

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