Silvan Mumenthaler (50) ist ein bekannter Einwohner von Romanshorn TG. Der Rollstuhlfahrer ist öfters in den lokalen Medien, nimmt gerne Stellung zu allerlei Themen. Er sieht sich selbst als beliebten Quartierbewohner, der mit seinen Nachbarn immer für einen längeren Schwatz zu haben ist.
Seit August 2017 leben Silvan Mumenthaler und seine Frau Elke nicht mehr in Frieden, wie die «Thurgauer Zeitung» berichtet. Es fängt alles harmlos an: Das Ehepaar erhält dubiose, anonyme E-Mails.
Unbekannte bestellen Pizza für 560 Franken
Im September desselben Jahres setzen die Unbekannten einen drauf. «Von mehreren Pizzaboten haben wir eine Lieferung erhalten», sagt Mumenthaler gegenüber BLICK. Die Rechnung: 560 Franken. Diese bezahlt der 50-Jährige nicht, er hat schliesslich nicht bestellt. Die Lieferanten bleiben auf den Kosten sitzen, bei den Mumenthalers bleibt ein bitterer Nachgeschmack.
Über Wochen und Monate zieht sich der anonyme Terror weiter. Pünktlich zu Weihnachten im vergangenen Jahr folgt die nächste Pizza-Lieferung. Die Masche bleibt jedoch immer dieselbe: Jemand füllt irgendwo ein Kontaktformular aus, bucht Hotelzimmer auf Mumenthalers Namen, meldet ihn als Mitglied bei der SP an. Seit 17 Monaten haben sich an die hundert solcher Vorfälle gehäuft, sagt er.
«Wir fühlen uns hilflos ausgeliefert»
Das Ehepaar reicht schliesslich Strafanzeige bei der Polizei ein – ohne Erfolg. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Es gebe zu wenige Anhaltspunkte, um die Täter zu finden, heisst es. «Wir fühlen uns hilflos ausgeliefert», so der 50-Jährige.
Die letzten Attacken sind hauptsächlich gegen seine Frau Elke gerichtet: «Ihr geht es psychisch sehr schlecht.» Die übergewichtige Frau wurde als Spenderin für eine Organisation für Fettleibige eingetragen. Mumenthaler: «Wir haben Angst. Wer weiss, wozu diese Personen sonst noch fähig sind.»
Woher der Terror kommt und wieso dieser anhält, weiss Mumenthaler nicht: «Eifersucht, Neid oder Meinungsverschiedenheiten sind alles mögliche Motive.» Bei der Täterschaft ist er sich jedoch sicher: «Es ist jemand aus dem Quartier oder jemand, der sich hier sehr gut auskennt. Ein Fremder würde in der Nachbarschaft auffallen.»
Postkarte könnte zu den Tätern führen
Jetzt schöpft das Paar wieder Hoffnung: Letztens erreichte sie eine anonyme Postkarte. Diese wurde offenbar mit dem «Post Card Creator» der Schweizerischen Post im Internet angefertigt. Laut Mumenthaler sei dort ein unsichtbarer Code aufgedruckt, der zum Absender zurückverfolgt werden könne.
Die Postkarte hat das Ehepaar bei der Polizei in Romanshorn abgeben. Eine Anzeige haben sie ebenfalls bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Mumenthaler: «Wir wollen einfach, dass es aufhört.»