Alfredo Maieru (52) und seine Frau Stefania (52) sitzen am Stubentisch ihres Reihenhauses in Wil SG. Sie halten sich ganz fest, geben sich in diesen schweren Stunden Trost und schauen sich zwei Bilder ihres Sohnes Raul (†19) an. «Sein Lachen war sein Markenzeichen», sagt der Vater traurig, aber gefasst zu Blick. «Jetzt werden wir es nie mehr sehen.»
Raul Maieru war der junge Mann, der letzten Montagmorgen kurz vor 6.30 Uhr auf der Autobahn A1 in Richtung St. Gallen unterwegs war. In Wängi TG kam das Fahrzeug von der Fahrbahn ab, knallte in einen Strommast und fing Feuer. Die Feuerwehr war rasch vor Ort und konnte den Vollbrand löschen. Doch für Raul kam jede Hilfe zu spät.
«Für uns brach eine Welt zusammen»
«Wir hatten an jenem Morgen einen Telefonanruf von der Polizei erhalten», erzählt Alfredo Maieru. Man habe ihnen gesagt, dass eventuell Raul an der Unfallstelle tot aufgefunden wurde. «Genau eine solche Meldung wollen wahrscheinlich keine Eltern bekommen», so der Vater. Später stand fest: Es war tatsächlich Raul Maieru. «Für uns brach eine Welt zusammen.»
Sein Sohn habe letzten Samstag noch mit ihnen Frühstück gegessen, so Alfredo Maieru. «Er sagte uns, dass er später an ein Konzert gehe und am Wochenende bei einem Kollegen übernachten werde», so der Vater. «Dann sagte er Tschüss und ging.»
Raul war in Zürich im Ausgang
Am Wochenende habe er wie immer Nachrichten von seinem Sohn erhalten. Alfredo Maieru: «Ich wusste, dass er am Sonntagabend mit Kollegen in Zürich etwas essen und dann in den Ausgang ging.»
Am frühen Pfingstmontag habe Raul noch einen Kollegen nach Winterthur ZH gefahren und habe sich dann mit dem Kia auf den Heimweg gemacht. «Er hatte das Auto von seinem Arbeitgeber fürs Wochenende erhalten, weil er so gut gearbeitet hatte», sagt der Vater. Sein Sohn machte ein Praktikum als Autoersatzteilverkäufer, wäre am Dienstag wieder zur Arbeit gegangen und hätte im August die Lehre begonnen.
Laut Vater soll Raul «zu 99,9 Prozent eingeschlafen» sein
Doch dazu kommt es nicht. «Zu 99,9 Prozent ist er dann auf der Autobahn eingeschlafen», sagt sein Vater. Das hätten sie von der Polizei erfahren. Man habe auch keine Rückstände von Alkohol bei seinem Sohn gefunden. «Raul sagte immer ganz stolz, dass er nie Alkohol trinken werde, wenn er noch fährt.»
Auch zu schnelles Fahren sei ausgeschlossen. «An der Unfallstelle lief einfach alles schief, was schief laufen kann», sagt Alfredo Maieru. Raul sei am Ende «ungebremst in den Betonpfosten gefahren».
Fussballspieler und künftiger Feuerwehrmann
Zurück bleiben die Erinnerungen. «Raul hatte so ein gutes Herz», sagt Alfredo Maieru. Alle hätten ihn immer um Hilfe fragen können und sie auch bekommen. Sein Sohn habe zudem beim FC Bronschhofen gespielt. «Er war Kapitän», so der Vater stolz. Und: «Er wollte wie ich mal Feuerwehrmann werden.»
Für die Zukunft habe Raul sich mal eine eigene Familie gewünscht. Auch dazu kommt es nicht. Nicht einmal richtig Abschied nehmen konnte die Familie von ihm. «Wir hätten ihn schon nochmals sehen können», sagt Alfred Maieru. «Doch wir haben, nachdem was mit ihm passiert ist, entschieden, dass wir ihn mit seinem Lachen in Erinnerung behalten möchten.»