An seinem Rollladen prangte gross das Wort «Hure». Nebenan steht in der gleichen Schriftfarbe fast beiläufig «LG» – liebe Grüsse. «Ich war entsetzt», sagt Silvan Mumenthaler (54) zu Blick. Die Schmiererei entdeckte er Mitte Januar, als er gerade mit seinem Hund an die frische Luft wollte.
Der IV-Rentner schaltete sofort die Polizei ein, diese schickte eine Patrouille vorbei, bestätigt Mediensprecherin Claudia Brunner auf Anfrage von Blick. Doch die Beamten zogen schnell wieder ab. «Der Beamte sagte nur, dass man das ja gut wieder abwaschen könne und darum eine Anzeige nicht nötig sei», so Mumenthaler.
Der Vorfall weckt üble Erinnerungen beim 54-Jährigen, der seit einer Hirnblutung auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist. Vor vier Jahren wurden er und seine damalige Frau von einem Unbekannten terrorisiert. Es fing mit anonymen E-Mails an und wurde immer schlimmer. Einmal wurden für das Ehepaar Pizzas im Wert von fast 600 Franken geliefert.
Möglicherweise steckt derselbe Mobber dahinter
Mumenthaler hatte schon ein Hakenkreuz im Briefkasten und nicht einmal vor einem Brandanschlag machte der Täter Halt. Insgesamt zählten die Mumenthalers fast hundert Vorfälle. Ein heute 23-jähriger Romanshorner konnte schliesslich nach einem Jahr gefasst werden und gestand teilweise. Gerichts-, Verfahrens- und Polizeikosten gingen in die Tausende. Die Beweggründe des Mobbers? Unklar.
Dass der gleiche Täter nun wieder sein Unwesen treibt, schliesst Mumenthaler nicht aus. Er sieht aber auch eine Gefahr in seiner steigenden Bekanntheit in der Stadt am Bodensee. Mumenthaler ist zwar nicht mehr in der örtlichen SVP, trotzdem politisiert und kritisiert er munter. Der ehemalige Radio- und Fernsehelektriker unterstützt aktuell einen SVP-Politiker, den er zusammen mit anderen Bürgern für den Posten des Stadtpräsidenten ins Rennen gebracht hatte. «Ich sage einfach, was ich denke, und ich lasse mich nicht einschüchtern», sagt Mumenthaler.
«Die Stadt hat ein Sicherheitsproblem»
Der IV-Bezüger hat aber auch Jugendliche und junge Erwachsene in und um Romanshorn im Verdacht. «Die Stadt hat ein Sicherheitsproblem», meint Mumenthaler. Nächtliche Gruppierungen und Schmierereien seien in der Stadt an der Tagesordnung, und «Frauen fühlen sich am Bahnhof nicht mehr sicher». In Romanshorn gebe es Leute, die spät in der Nacht durch die Strassen und Gassen schleichen und es dabei auf unverschlossene Autos oder gar Haustüren abgesehen hätten.
Genau deswegen zeigt sich der ehemalige Personenschützer und einstige Inhaber einer Sicherheitsfirma gerne im Tarnanzug oder mit Uniform seiner selbst gegründeten Nachbarschaftswache und zieht damit viele Blicke auf sich. Er sieht sich selber als eine Art Polizist. Dass das Mobbing nun wieder von vorne beginnt, hofft er zwar nicht, aber: «Ich habe damit gerechnet, dass es wieder passiert.»