Ein 30-jähriger Mann steht vor dem Bezirksgericht Arbon, weil er versucht hat, wahllos Ausländer und Muslime zu töten. Der Mann hatte eine ausgeprägte Abneigung gegen Menschen, die nicht weiss sind. Seine Vorbilder waren rechtsradikale Terroristen wie der Norweger Anders Breivik.
Der Mann hatte seinen Amoklauf akribisch geplant und Videos von Gewalt und Attentaten gesammelt, um sich darauf vorzubereiten. Sein Ziel war es, möglichst viele Ausländer zu verletzen oder zu töten. Er kaufte extra ein Auto, um seine Tat durchzuführen, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet. Am Rückspiegel montierte er eine Handykamera, um alles zu filmen und ins Internet zu übertragen.
Am Jahrestag von 9/11 schritt er zur Tat
Am 11. September 2020, dem 19. Jahrestag des Terroranschlags auf das World Trade Center in New York, schritt er zur Tat. Zwei 15-jährige Mädchen, die mit dem Velo unterwegs waren, kreuzten zufällig seinen Weg. Eines von ihnen hatte eine dunkle Hautfarbe, was den Mann veranlasste, sie als Zielscheibe auszuwählen.
Der 30-Jährige rammte und verletzte die beiden Velofahrerin mit seinem Auto. Die hintere Velofahrerin stürzte auf eine Wiese. Das andere Mädchen krachte auf die Motorhaube und wurde über das Autodach auf die Strasse geschleudert. Die 15-Jährige erlitt Verletzungen am Rücken und ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma. Sie leidet noch heute unter den Folgen des Unfalls.
Wilde Irrfahrt von der Polizei gestoppt
Der Amokfahrer kollidierte daraufhin mit einem parkierten Auto und einer Gartenmauer. Weil er mit seinem eigenen Fahrzeug nicht mehr weiterfahren konnte, entriss er einer Spitex-Mitarbeiterin das Auto und setzte zu einer wilden Irrfahrt durch beide Appenzell, die Stadt St. Gallen und Rorschach SG an. Die Kantonspolizei St. Gallen stoppte den Mann schliesslich in Heerbrugg SG.
Vor Gericht gibt der Amok-Fahrer an, Schuldgefühle gegenüber den angefahrenen Mädchen zu haben. Der Staatsanwalt kauft ihm das nicht ab und fordert wegen mehrfachen versuchten eventualvorsätzlichen Mordes eine Freiheitsstrafe von 13 Jahren, aufgeschoben zugunsten einer stationären therapeutischen Massnahme. Der Staatsanwalt betont: «In der Schweiz hat es bisher keine vergleichbare rechtsextremistische Tat gegeben.»
Die Psychiater stellen beim Beschuldigten eine paranoide Schizophrenie fest. Jetzt muss das Gericht beurteilen, wie schuldfähig der Mann zur Tatzeit war. Der Attentäter war bereits seit seiner Kindheit regelmässig in der Psychiatrie gewesen. Er hatte eine schwierige Kindheit mit einem alkoholabhängigen Vater, der sich das Leben nahm. Nach der Amokfahrt wollte er auch seinen Stiefvater töten. Das Gericht wird das Urteil in den nächsten Tagen schriftlich eröffnen. (noo)