Auf einen Blick
- Joel Burgermeister überlebt schweren Unfall beim Bergrennen Oberhallau SH
- Burgermeister lobt die schnelle Hilfe und Organisation des Rennens
- Er erlitt mehrere Verletzungen, darunter Prellungen und gebrochene Rippen
Joel Burgermeister (33) wirkt gefasst, fast schon gelassen, als Blick ihn im Notfallzentrum des Kantonsspitals Winterthur am Montag besuchen darf. Kaum zu glauben, dass er einen Tag zuvor einen heftigen Unfall überlebte. Sein Rennauto wurde regelrecht zerfetzt.
Schockierender Unfall am Bergrennen in Oberhallau SH
Auf dem Video, das sich am Sonntag wie ein Lauffeuer in der Schweiz verbreitete, ist Burgermeisters Rennwagen zu sehen, der am Bergrennen Oberhallau SH den Hügel hinaufschiesst. In einer leichten Rechtskurve kommt der Bolide ein bisschen zu weit auf die linke Seite, schlenkert daraufhin nach rechts und kracht fast frontal gegen einen Baum.
Das Gefährt schiesst weiter, halb über Gras, halb über den Asphalt. Am Schluss wird der 33-jährige Rennfahrer aus dem Thurgau gegen einen weiteren Baum geschleudert. Was von seinem Rennwagen übrigbleibt, überschlägt sich und bleibt liegen. «Ououououou», sagt der Kommentator geschockt. Ein Rettungshelikopter bringt den Mann ins Spital, bange Stunden vergehen. Es wird mit dem Schlimmsten gerechnet. Doch das Glück ist dem Automechaniker im Cockpit hold.
«Ein paar Rippen gebrochen, die Bänder sind angerissen»
«Hier drin ist es so heiss, darum liege ich im baren Ranzen da», witzelt er beim Besuch von Blick. Neben seinem Mami ist auch sein Trainer und der Speaker des Bergrennens im Spital zu Besuch.
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Dem Verunglückten ist zum Lachen zumute, er hat nur leicht Verletzungen davongetragen. «Mir geht es den Umständen entsprechend sehr gut», sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen, während er im Spitalbett liegt.
Über ihm baumelt – wohl ein Glücksbringer – ein Plüsch-Affe. «Ich habe ein paar Rippen gebrochen, die Bänder sind angerissen und die Lunge und die rechte Schulter wurden ein bisschen verletzt. Sonst noch ein paar Prellungen. Mehr habe ich nicht», sagt der 33-Jährige.
«Ab dann ist man Passagier»
Beim Unfall sei alles sehr schnell gegangen, erinnert sich Burgermeister. «Es lief eigentlich alles sehr gut, bis ich links von der Strecke abgekommen bin. Ab dann ist man halt Passagier.» Was er damit meint, fragt Blick. «Du hast keine Kontrolle mehr über das Auto. Wenn es in der Wiese beginnt zu rutschen, hast du keine Bodenhaftung mehr.»
In diesem Moment könne man nur «warten, bis das Auto steht und hoffen, dass es so rauskommt, wie es jetzt bei mir rausgekommen ist», sagt Burgermeister erleichtert. Er habe einen ordentlichen Schreck bekommen, als der Unfall seinen Lauf nahm. «Dann habe einfach gewartet.»
Ein grosses Kompliment möchte er der Organisation des Bergrennens aussprechen: «Als das Auto stillstand, sind kaum ein paar Sekunden vergangen, bis die ersten Helfer und Rettungskräfte bei mir gestanden sind. Den Heli habe ich gehört, als wäre er schon im Anflug. Das ging sehr, sehr schnell. Ein Top-Service!»
«Als Laie denkt man ‹uiuiui›»
Der Unfall habe sehr spektakulär ausgesehen, weil das Rennauto praktisch in seine Bestandteile zerlegt wurde. Doch das sei so gewollt, sagt Burgermeister: «Ich sitze in einem ‹Monocoque›.»
Damit gemeint ist der schalenartige Sitz, in dem der Fahrer fast von allen Seiten geschützt ist. Eine Sicherheitszelle aus Spezialmaterial. «Alles aussen herum, Reifen, Chassis und so weiter, ist so gebaut, dass es im Notfall wegfliegt. Klar, als Laie denkt man, uiuiui, da fällt das ganze Auto auseinander. Aber das ist nicht so schlimm.»
Fast 90'000 Franken vernichtet
Wann er genau wieder komplett gesund ist, weiss Burgermeister noch nicht. «Am liebsten würde ich jetzt schon wieder ins Auto einsteigen, aber das geht leider nicht.» Nur schon aus finanziellen Gründen. Sein Wagen ist hinüber. «Wir werden wohl ein Crowdfunding ins Leben rufen.» Denn sein Bolide, ein «Jenzer Tatuus F4», war zwischen 80'000 und 90'000 Franken wert. Dieser ist jetzt regelrecht vernichtet.
Dass er so bald wie möglich wieder fahren möchte, ist verständlich. Denn Burgermeister war richtig gut unterwegs. In seiner Kategorie «Einsitzer bis 2 Liter Hubraum» war er gemäss seinem Trainer auf dem besten Weg zum Vize-Schweizermeister.
Wie tragisch solche Unfälle enden können, zeigte sich im Jahr 2017: Ein ebenfalls 33-jähriger Teilnehmer des Bergrennens Oberhallau war gegen 18 Uhr auf der abgesperrten Rennstrecke unterwegs. Er geriet von der Fahrbahn und prallte gegen einen Baum. Der Mann verstarb auf dem Weg ins Spital.