Anklageschrift offenbart schreckliche Details
Thurgauer Pädo-Serientäter hat mindestens 7 Kinder missbraucht

Ein heute 39-jähriger Mann soll zwischen 2016 und 2020 im Thurgau mindestens 7 Kinder vergewaltigt, geschändet, genötigt, verletzt und unter Drogen gesetzt haben. Ebenfalls soll er 8 Frauen missbraucht haben. Dabei filmte er die Taten.
Publiziert: 01.12.2024 um 09:58 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2024 um 16:33 Uhr
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Der Pädo-Fall aus dem Thurgau ist einer der heftigsten im Kanton in der jüngeren Vergangenheit.
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

  • Mann missbrauchte Kinder und Frauen über Jahre. Anklageschrift enthüllt grausame Details
  • Täter verabreichte Opfern bewusstseinsverändernde Substanzen und filmte die Übergriffe
  • 7 Mädchen und 8 Frauen wurden Opfer, jüngstes Opfer war 4 Jahre alt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandro ZulianReporter News

Der folgende Artikel enthält Schilderungen von pädosexueller Kriminalität. Die teils detailreichen Schilderungen aus der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Kreuzlingen TG sind nicht einfach zu ertragen. Blick hat die schockierende Schrift gelesen und gibt die Vorwürfe wider, ohne tief ins Detail zu gehen.

Es ist der 2. Juli 2020. Petra M.*, die Mutter der damals achtjährigen Linda M.* betritt einen Polizeiposten im Kanton Thurgau. Petra M. erzählt den Polizisten Besorgniserregendes. Das kleine Mädchen habe laut eigenen Aussagen mit dem Nachbarn – einem Freund der Familie – gespielt. Im Badezimmer habe sich der erwachsene Mann plötzlich ausgezogen und das Mädchen aufgefordert, sein Glied anzufassen.

Was die Mutter und die Polizisten zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Das Töchterchen ist bei weitem nicht die Einzige und es ist nicht das erste Mal – dieser Zwischenfall ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Aufdecken der Straftaten beginnt erst.

Es ist einer der heftigsten Fälle von Pädophilie in der jüngeren Vergangenheit des Kantons Thurgau.

Die Opfer sind 7 Kinder und 8 Frauen

Die Polizei befragt das kleine Mädchen Anfang August 2020 und eröffnet eine Strafuntersuchung. Ende August 2020 wird der mutmassliche Täter Miguel H.* (heute 39) festgenommen. Seine Wohnung wird durchsucht, Datenträger werden sichergestellt.

Und dann die traurige Gewissheit: «Nebst verbotenem Material aus dem Internet befanden sich darauf auch unzählige vom Beschuldigten selbst erstellte Videoaufnahmen von sexuellen Übergriffen an verschiedenen Kindern und Erwachsenen.»

Das ganze Ausmass der Straftaten des Serientäters kommt langsam ans Licht. Über vier Jahre hinweg, von 2016 bis 2020, soll der Mann insgesamt sieben Mädchen und acht Frauen misshandelt haben – etliche davon mehrmals. Das jüngste, Linda M., war bei einer der ersten auf Video festgehaltenen Delikte erst vier Jahre alt.

Die Mädchen, die dem Mann zum Opfer gefallen waren, seien meist Freundinnen seiner beiden Töchter und in seiner Wohnung zu Besuch gewesen. Um sie gefügig zu machen, habe er den Kindern eine Substanz verabreicht, um sie ruhig zu stellen. «Mutmasslich Ketamin oder eine andere bewusstseinstrübende Substanz», schreibt die Staatsanwaltschaft.

Anklageschrift des Grauens

In der Anklageschrift gegen Miguel H. sind die mutmasslichen Taten chronologisch aufgeführt. Wie der Mann die vier bis 17-jährigen Mädchen und auch seine erwachsenen Opfer unter Drogen stellte, sich an ihnen verging, sie vaginal, anal und oral penetrierte und das Ganze auf Video aufnahm – die Opfer seien dabei «tief schlafend oder sediert» gewesen.

Bei fast jeder Schilderung seiner Taten wird auf ein Video verwiesen – die Taten sind im Detail beschrieben und auf über 40 Seiten festgehalten. Eine Anklageschrift des Grauens, die auch für erfahrene Reporter eine Herausforderung darstellt. Mindestens 18 solcher Videos wurden aufgenommen und liegen der Staatsanwaltschaft vor – Staatsanwälte, Polizisten und Richter mussten sich diese Videos in ganzer Länge anschauen.

Seit dem 24. November 2020 ist Miguel H. nicht mehr auf freiem Fuss. Seine Haft wurde mehrmals verlängert, er sitzt aktuell in der Justizvollzugsanstalt Cazis Tignez im Kanton Graubünden im vorzeitigen Strafvollzug – er dürfte also geständig sein.

Die Liste der vorgeworfenen Taten ist schier endlos lang: mehrfache sexuelle Handlungen mit Kindern, mehrfache sexuelle Nötigung, mehrfache Vergewaltigung, mehrfache Schändung, mehrfache, einfache Körperverletzung, mehrfache Pornografie, mehrfache Gewaltdarstellungen, mehrfache Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs, mehrfache Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Gefängnis und Kontaktverbot

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgau fordert für den Mann eine Freiheitsstrafe. Wie lange er in den Knast muss, soll vor Gericht bekanntwerden. Ausserdem soll Miguel H. während seiner Zeit im Gefängnis eine ambulante, vollzugsbegleitende Massnahme erhalten.

Er soll während seines Lebens nie mehr irgendetwas mit Kindern zu tun haben dürfen und darf mit den Opfern während fünf Jahre nach einer möglichen Verurteilung in keiner Weise in Kontakt treten. Den meisten seiner Opfer soll er sich auf nicht weniger als 100 Meter nähern dürfen.

Die Anwältin von Miguel H. wollte sich auf Anfrage von Blick nicht zu den Anschuldigungen äussern. Die beiden würden ihre Argumente vor Gericht vorbringen, hiess es. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Verhandlung am Bezirksgericht Frauenfeld beginnt am 3. Dezember um 8.30 Uhr und ist auf insgesamt vier Tage angesetzt.

* Namen geändert

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