Staatsanwaltschaft geht von Drogentod aus
So ermittelten die Behörden im Fall Isabella T. (†20)

Isabella T. wurde Ende Januar in Zezikon TG tot aufgefunden. Mittlerweile sind die rechtsmedizinischen Untersuchungen abgeschlossen – und trotzdem bleiben noch viele Fragen offen. Ein Rechtsmediziner erklärt: Das macht den Fall Isabella T. so kompliziert.
Publiziert: 17.04.2018 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:30 Uhr
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Von ihr fehlt seit Monaten jede Spur: Isabella T. aus Turgi AG.
Foto: Facebook
Helena Schmid

Isabella T.* (†20) aus Turgi AG starb am 3. November 2017, am Tag ihres Verschwindens. Es dauerte fast drei Monate, bis ihre Leiche in einem Waldstück in Zezikon TG aufgefunden wird – eingewickelt in einen Teppich. In den darauf folgenden Wochen werden im Zusammenhang mit ihrem Tod drei Verdächtige festgenommen.

Nun hat die rechtsmedizinische Untersuchung die drei vorläufig entlastet: Es gibt keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod. Violeta T.* (42), Mutter von Isabella, hat den Obduktionsbericht am Samstag erhalten. «Darin steht, dass Isabella Kokain, Cannabis und 0,55 Promille Alkohol im Blut hatte», sagt sie zu BLICK.

«Je länger der Tod zurückliegt, desto schwieriger ist es»

Dennoch konnte die Staatsanwaltschaft weder Todesursache oder Todeszeitpunkt noch Todesart anhand der Obduktion zweifelsfrei klären. Wolf-Dieter Zech (38), Abteilungsleiter der forensischen Medizin an der Universität Bern, erklärt BLICK: «Je länger der Tod zurückliegt, desto schwieriger kann es sein, die Ergebnisse der Obduktion zu beurteilen und so wichtige Fragen rund um den Tod zu beantworten.»

Denn: Nachdem der Tod eingetreten ist, kommt es zu Verwesungsprozessen, was die Beurteilung stark einschränken kann. So sind auch fremde DNA-Spuren am Körper nach einiger Zeit nicht mehr nachweisbar. Im Fall von Isabella T. hätten diese DNA-Rückstände vielleicht Aufschluss darüber geben können, wer ihre Leiche in den Teppich eingewickelt hat. Üblicherweise findet diese Untersuchung laut Zech noch am Fundort statt.

Blut wird auf Alkohol und Drogen getestet

Danach werde die Leiche zur Autopsie in ein rechtsmedizinisches Institut gebracht. «Im Normalfall werden dort Kopf-, Brust- und Bauchhöhle geöffnet und die Organe und Weichteile des Körpers untersucht», erklärt der Rechtsmediziner.

Zudem nehme man unter anderem Proben von Blut, Urin und Gewebe. «So kann man feststellen, ob die Verstorbenen Drogen, Alkohol oder Medikamente konsumiert haben.» Anhand dieses toxikologischen Berichts und den Ergebnissen der Autopsie formuliert der Rechtsmediziner eine Endbeurteilung.

Ziel des Verfahrens sei es, Todesursache, -zeitpunkt, -art und mutmassliche Dritteinwirkung zu klären. Im Fall der 20-jährigen Isabella T. gelang das offenbar nur teilweise. Die rechtsmedizinische Untersuchung ist dennoch abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Thurgau ermittelt nun weiter.

* Name der Redaktion bekannt

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