BLICK besucht den Elternabend zum Missbrauchs-Skandal
5:43
Nach Kita-Schock:BLICK besucht den Elternabend zum Missbrauchs-Skandal

St. Galler Kita enttäuscht Eltern nach Pädo-Skandal
«Mein Sohn geht da nicht mehr hin»

Die von sexuellen Übergriffen betroffene St. Galler Kita Fiorino lud gestern die Eltern zum Infoabend ein. BLICK sprach danach mit den verunsicherten Eltern. «Die wichtigsten Fragen bleiben offen», ist das Fazit der Mehrheit.
Publiziert: 08.02.2019 um 12:36 Uhr
|
Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:26 Uhr
1/6
Der pädophile Kita-Betreuer René W. (33) im SRF-Beitrag vor vier Jahren. Hier argumentierte er gegen Vorurteile gegenüber männlichen Krippenmitarbeiter.
Foto: SRF
Blick_Portrait_2278.JPG
Beat MichelReporter

Die Kinderkrippe Fiorino lud zum Informationsabend, und die Eltern kamen in Scharen. Sie waren so zahlreich, dass die Organisatoren von der Kita ins Altersheim auf der anderen Strassenseite umziehen mussten. Alle wollten wissen, ob ihr Kind mit dem pädophilen Betreuer René W.* (33) Kontakt hatte.

«Mir fehlen die Worte»
3:35
Kita-Chef im Interview:«Mir fehlen die Worte»

Anwesend waren der Präsident Jacques Hefti, zwei Experten vom Kinderschutz sowie die Kita-Leiterinnen. Ein Sicherheitsdienst schirmte den Anlass gegen unerwünschte Zuhörer ab. Die Fiorino AG buchte eine externe Pressesprecherin, um in den Medien möglichst gut dazustehen.

Professionell inszenierter Auftritt

So professionell die Organisation im Vorfeld aufgestellt waren, so enttäuscht die Zuhörer danach. Denn: Neues erfuhren die besorgten Eltern an dem Abend nicht. «Wir hörten noch einmal, was wir schon von der Pressemitteilung am Mittag wussten. Die wichtigsten Fragen sind noch immer offen», sagte ein Vater nach dem Anlass. «Wir sind sehr froh, dass BLICK genauer hinsieht», sagte er.

Nach der Veranstaltung haben einige Eltern Tränen in den Augen. Die meisten sind nicht zufrieden mit der Krippenleitung. Eine betroffene Mutter sagte zu BLICK: «Die Kita kann die Sicherheit von meinem Sohn nicht garantieren. Ich nehme ihn ab sofort raus. Ohne Kündigungsfrist.»

Die Mutter ist total enttäuscht von der Leitung der Kinderkrippe. «Sie konnten mir nicht sagen, was der Mann mit meinem Sohn gemacht hatte. Wie oft war er mit ihm alleine? Sie wissen nicht einmal das.»

Vertrauen ist weg

Die Mutter hat kein Vertrauen mehr in die Institution: «Schon im Sommer haben sie gesagt, dass sie die Struktur analysieren wollen. Massnahmen wurden keine ergriffen. Jetzt sagen sie das wieder. Ich glaube nichts mehr.»

Einen Punkt empfand die Frau als besonders störend: «Sie haben zugegeben, dass zu Randzeiten die Betreuer alleine dort sind. Aus Kapazitätsgründen. Das werde sich auch jetzt nicht ändern. Das Vier-Augen-Prinzip kann man so schlicht vergessen. Ein Missbrauch kann zu dieser Zeit unbemerkt passieren. Das ist in meinen Augen nicht tragbar.»

* Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?