St.Galler Kindergärtnerinnen sind empört
Gratisarbeits-Zwang im Kindergarten

Kindergärtnerinnen werden in der Pause nicht mehr bezahlt – wer passt in diesen 20 Minuten nun auf die Kinder auf? Eben!
Publiziert: 23.09.2015 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:14 Uhr
Eine ganze Kindergartenklasse Kann man nicht aus den Augen lassen.
Von Angela Müller

Was vielleicht für Primarlehrerinnen eine Pause ist, bedeutet für Kindergärtnerinnen volle Verantwortung übernehmen. Die Vier- bis Sechsjährigen haben jeweils am Morgen eine 20-minütige «Bewegungssequenz». Das heisst sie essen während dieser Zeit ihren Znüni, gehen zum Teil aufs Klo, ziehen sich an und spielen draussen. «Die meisten brauchen in dieser Zeit Unterstützung», sagt Oliva Rudin, Kindergärtnerin und Co-Präsidentin des Verbands Lehrpersonen Sektion St. Gallen. Obwohl der Garten kindergerecht gestaltet ist, so müssen die Kleinen beaufsichtigt werden.

«Kindergärtnerinnen haben keine Pause, sie tragen die Verantwortung», sagt Rudin. Trotzdem werden in der Stadt St. Gallen fast ausnahmslos alle Kindergartenlehrpersonen während dieser 20 Minuten nicht bezahlt. Sie leisten so 65 Stunden Gratisarbeit pro Jahr. «Bei den Kindergartenlehrpersonen in St. Gallen herrscht deswegen grosses Unverständnis, und es wird als diskriminierend empfunden.»

Schule haltet sich an kantonale Vorgaben

Die neue Entlöhnungsreglung ist kantonal geregelt und gilt seit Anfang dieses Schuljahres. Kindergartenlehrpersonen werden mit Primarlehrpersonen gleichgestellt. «Das hat zur Folge, dass Kindergärtnerinnen zu Teilzeitangestellten degradiert werden. Ein grosser Teil verdient jetzt weniger als vorher.» Zusätzlich stossend ist, dass offenbar jedes Schulhaus in St. Gallen die Entschädigungen anders handhabt. «Die einen müssen an weniger Sitzungen oder nicht bei Arbeitsgruppen mitarbeiten.»

Nun hat der Verband Lehrpersonen der Stadt St. Gallen eine Resolution zu Handen Stadtrat Markus Buschor verfasst. «Das Schulamt hält sich an die Vorgaben des Kantons», sagt Andreas Nagel, Sprecher der Stadt St. Gallen dazu. Doch der Aufschrei der Kindergärtnerinnen bleibt nicht ungehört. «Die Resolution wird baldmöglichst behandelt.»

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