Aufstand gegen Maturaprüfungen
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Aufstand gegen Kantönli-Geist:Aufstand gegen Maturaprüfungen

St. Galler Kantischüler ärgern sich über Kantönligeist
Aufstand gegen Maturaprüfungen

Bei den Abschlussprüfungen im Gymnasium macht jeder Kanton ein wenig, was er will. In Zürich fallen sie aus, während in St. Gallen zumindest die schriftlichen Maturaprüfungen stattfinden sollen – zum grossen Ärger der Betroffenen.
Publiziert: 26.04.2020 um 20:43 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2020 um 09:04 Uhr
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Schülerinnen und Schüler der St. Galler Kantonsschulen wehren sich gegen die angesagten Maturitätsprüfungen in ihrem Kanton. Andernorts fallen sie aus, in der Ostschweiz will man sie durchpauken. Im Bild: von links Filip Mihajlovic (18), Aimee Bolt (18), Maurus Schädler (18), Jara Huber (17) und Dario Ackermann (18).
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Während sich Aargauer Maturanden auf die Maturaprüfungen vorbereiten müssen, fallen diese im Kanton Zürich wegen des Coronavirus aus. Basel-Stadt und diverse Westschweizer Kantone setzen sie ebenfalls aus, während im Thurgau oder auch in St. Gallen die Matura durchgeboxt werden soll.

«Das Vorgehen ist total unsystematisch. Wegen dem Kantönligeist gilt überall etwas anderes», sagt etwa Yara Huber (17), Schülerin an der Kanti Burggraben in der Stadt St. Gallen. Nach der Matura möchte sie in Basel Sport studieren. Weil die Teilnehmerzahl beschränkt ist, muss die leidenschaftliche Handballspielerin dort eine Aufnahmeprüfung bestehen.

Schüler fordern gleiche Bedingungen für alle

«Während ich mich noch mit den Maturaprüfungen herumschlagen muss, können sich andere bereits voll auf die Uni-Aufnahmeprüfung konzentrieren. Das ist einfach unfair», ärgert sich Huber.

Sie ist nicht allein: Schweizweit spannen Kantischüler derzeit zusammen, um ein einheitliches Vorgehen im ganzen Land zu erreichen. Weil es sich bei der Matura um einen eidgenössischen Abschluss handle, brauche es landesweit ein einheitliches Vorgehen, so das Hauptargument.

Allein im Kanton St. Gallen haben bislang knapp 1800 Personen eine Petition unterzeichnet, um die Kantonsregierung zum Verzicht auf die schriftlichen Maturaprüfungen aufzufordern.

Dario Ackermann (18) von der Kanti in Sargans ist einer der fleissigen Stimmensammler. Er findet: «Die Situation belastet uns Schüler. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich bei den Prüfungen die Abstandsregeln des Bundes einhalten lassen.» Es sei praktisch nicht zu vermeiden, dass sich die Schülerinnen und Schüler vor und nach den Prüfungen miteinander austauschen.

Prüfungsstress mit Maskenpflicht

Mit dem Gedanken, bei der ohnehin schon stressigen Prüfung auch noch stundenlang eine Atemschutzmaske tragen zu müssen, kann sich der zukünftige Informatik-Student ebenfalls nicht anfreunden.

Besonders störend finden die St. Galler Maturanden, dass die Prüfungen schon Ende Mai stattfinden sollen, obwohl der Bundesrat die Kantonsschulen erst ab dem 8. Juni wieder öffnen möchte. Zusammenkünfte von mehr als fünf Personen sind bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls untersagt.

«Seit wann sind die Maturaprüfungen wichtiger als die Gesundheit der Bevölkerung?», fragt sich Maurus Schedler (18). Er glaube nicht, dass sich das Risiko lohne, zumal wohl jeder dritte oder vierte Maturand im Privaten Kontakte mit Menschen aus der Risikogruppe pflege.

Auch ohne Abschlussprüfungen werde die Matura im Jahr 2020 nicht verschenkt, ist Filip Mihajlovic (18) überzeugt. «Wir sind doch keine Marionetten der Politik! Die Maturaprüfungen machen beim Abschluss nur rund 20 Prozent aus. Die anderen 80 Prozent liegen schon jetzt vor.» Dies etwa durch die Schulnoten der vergangenen vier Jahre, Vormaturaprüfungen oder auch die bereits geschriebene Maturaarbeit.

St. Galler Regierungsrat hält an Durchführung fest

Für Regierungsrat Stefan Kölliker (49, SVP), Vorsteher des St. Galler Bildungsdepartementes, steht eine Absage trotz des heftigen Widerstandes der Schülerschaft nicht zur Debatte. Die gegenwärtig vorliegende Verordnung des Bundesrates besage, dass bereits angesetzte Prüfungen durchgeführt werden können.

«Der zu Beginn vermutete Verlauf der Virusverbreitung und der Hospitalisationen wird glücklicherweise massiv unterschritten», argumentiert Kölliker. Um der Situation gerecht zu werden, verzichte man bereits jetzt auf die Durchführung von mündlichen Prüfungen.

Er sei überzeugt, dass sich die Hygieneregeln des Bundes an den Maturaprüfungen umsetzen lassen. «Ich denke daher nicht, dass sich Kantone, welche sich den bestehenden Vorgaben entsprechend verhalten, rechtfertigen müssen», so Kölliker.

Betroffene hoffen auf Machtwort des Bundesrates

Bei den Schülern stossen diese Aussagen auf Unverständnis. Sie seien nicht zu faul, die Prüfungen zu schreiben.«Wir protestieren nicht gegen einen Leistungsnachweis, sondern wir wollen die Gesundheit der Risikopatienten nicht noch zusätzlich gefährden und keine zweite Welle forcieren», betont Aimee Bolt (18) von der Kanti Wil.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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