Karstlöcher, die oftmals zuerst versteckt sind unter Schnee, werden zu Todesfallen für Schneeschuhwanderer. Zuerst traf es im Januar 2023 einen 38-Jährigen, der in das verhängnisvolle Karstloch fiel und starb. Vergangenen Sonntag verunglückte dann erneut ein Schneeschuhwanderer (†34) an derselben Stelle. Zusammen mit zwei Freunden war er auf der verschneiten Route unterwegs zum Churfirsten-Gipfel Selun (2204 m), sah das Karstloch auf dem Weg nicht und stürzte mehrere Meter in die Tiefe. Obwohl seine beiden Freunde sofort Hilfe holten, konnten die Rettungskräfte den Mann nur noch tot bergen.
Thomas Diezig, Gemeindepräsident von Wildhaus-Alt St. Johann SG, ist alarmiert: «Wir werden nicht weiter zusehen.» Das Karstloch sei zwar durch Eisenstangen gekennzeichnet, doch diese seien so niedrig, dass bei höheren Schneelagen nichts mehr von der Absperrung zu sehen sei, so ein Skitourengänger zum «St. Galler Tagblatt». Für den Tourengänger ist klar: Wer sich der Karstloch-Problematik des Gebietes nicht bewusst ist, der werde auch die Absperrungen nicht als solche erkennen.
Abschrankungen ebenfalls unter Schneedecke versteckt
So einfach ist es jedoch nicht – in dem Gebiet gibt es Hunderte Karstlöcher. Diezig fragt sich: «Wie sieht es beispielsweise mit der Haftung aus, wenn Dolinen gesichert oder auf einer Karte eingetragen sind, eine Person aber an einem nicht bezeichneten Loch verunglückt?» Die Absperrungen seien letztes Jahr nach dem ersten tödlichen Unfall angebracht worden, denn bereits damals war der Aufschrei nach Massnahmen gross gewesen. Jedoch seien solche Abschrankungen auch Naturkräften ausgesetzt. Schilder müssten zwei oder drei Meter hoch sein, um das ganze Jahr über sichtbar zu sein, so der Gemeindepräsident weiter.
Der Schweizerische Alpen Club (SAC) hatte die Route des Skiwanderwegs bereits korrigiert, nachdem der erste Schneeschuhwanderer verunfallt war. Doch: «Nicht jeder und jede informiert sich vorab auf seinem Tourenportal. Und ist erst einmal eine Skispur gelegt, folgen ihr die nächsten Skitourenläufer oder Schneeschuhwanderer.» Die Wegführung müsse also noch weiter ausgebaut werden, so Diezig. Ausserdem würden zusammen mit dem Toggenburg Tourismus die Werbung für die Region überarbeitet werden, damit die Problematik bekannter wird.
Rund 20 Prozent der Landesfläche in der Schweiz sind Karstgebiete, wie der SAC auf seiner Homepage schreibt. Charakteristische Landschaften sind beispielsweise Höhlen, Schächte, Karren- und Schrattenfelder oder Karstlöcher, auch Dolinen genannt. Diese werden meist erst ab einem Durchmesser von zehn Metern in der Karte spezifisch eingetragen. Gefährlich sind daher eher die kleinen Löcher, die unter Schnee bedeckt zur Todesfalle werden können. (mgf)